11.07.2025

Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch: Wie KI die Produktion optimiert

Kronach – Wo früher Drehmomentschlüssel und Sichtkontrollen dominierten, halten heute digitale Helfer Einzug: Beim vierten KI-Stammtisch "Bytes & Bier" im Technologietransferzentrum Oberfranken (TTZ Digitale Intelligenz) in Kronach zeigten zwei Experten, wie Künstliche Intelligenz (KI) bereits heute die Produktion effizienter und smarter machen kann – ohne hohe Investitionen oder Hightech-Fabriken.

Zwei Vorträge, ein klarer Tenor: KI ist bereit für die Fertigungshalle. Professor Dr.-Ing. Benjamin Menz von der Technischen Hochschule Nürnberg verdeutlichte, wie KI bereits jetzt in Produktionsanlagen zum Einsatz kommt. Sein Credo: „Data is the new oil“ – Daten sind der neue Rohstoff, um Wertschöpfung in der Industrie neu zu denken. Anschaulich zeigte er, wie durch maschinelles Lernen Produktionsfehler frühzeitig erkannt oder Qualitätskontrollen reduziert werden können – teils um über 95 Prozent.

Dabei geht es keineswegs nur um neue Anlagen. Auch ältere Maschinen lassen sich mithilfe sogenannter "Exoskelett-Ansätze" nachrüsten. Menz betonte: „Selbst bei sehr alten Maschinen lassen sich durch Sensorik und KI-Anbindung Effizienzpotenziale heben – ohne aufwändige Umbauten.“ Eine pragmatische Botschaft, die gerade bei mittelständischen Betrieben auf offene Ohren trifft.

Fabian Sturm, M.Sc., ebenfalls von der TH Nürnberg, nahm das Publikum mit in die Welt der manuellen Montage – ein Bereich, der trotz aller Automatisierungsdebatten noch immer dominiert: Rund 70 Prozent der weltweiten Montage erfolgt laut seinen Daten weiterhin per Hand, bei kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland sind es sogar 90 bis 95 Prozent. Seine Forschung: bildbasierte Assistenzsysteme, die Mitarbeitende bei der Montage in Echtzeit unterstützen – etwa über KI-gestützte Brillen. Der Clou: Die Systeme sind erschwinglich. „Mit unter 1000 Euro Hardwarekosten lassen sich solche Lösungen realisieren“, so Sturm.

Was sagt die Wirtschaft?
Hans Rebhan, Vizepräsident der IHK für Oberfranken Bayreuth, brachte es auf den Punkt: „Wir stehen erst am Anfang. Aber KI wird unsere Welt gewaltig verändern.“ Auch ein Vertreter eines mittelständischen Maschinenherstellers sah Potenzial: „Niederschwellige, elektronische Lösungen kommen bei den Betrieben gut an.“

Herausforderungen bleiben – insbesondere bei Datenschutz und Standardisierung. In der offenen Fragerunde wurde deutlich: Unternehmen wünschen sich Plug-&-Play-Lösungen, datenschutzkonforme Anwendungen und skalierbare Modelle. Professor Menz zeigte sich realistisch: „Vortrainierte Modelle sind auf lange Sicht nicht ohne weiteres einsetzbar – jedes Unternehmen muss individuelle Anpassungen mitdenken.“ Und auch beim Thema Datenschutz müsse man neue Wege gehen: „Eine ganztägige Videoüberwachung im Lager verstößt oft gegen Datenschutzrichtlinien. Hier braucht es alternative Strategien.“

Was bleibt?
KI ist längst nicht mehr Zukunftsmusik – zumindest dann nicht, wenn man bereit ist, sie praxisnah zu denken. Das TTZ Digitale Intelligenz will diesen Weg weiter fördern. Mit seinem Format Bytes & Bier schafft es regelmäßig einen Raum für Austausch und Anwendung. Vertreter von Unternehmen nutzen diesen mittlerweile gern – nicht nur für Fachimpulse, sondern für handfeste Einblicke in die digitale Transformation im ländlichen Raum. Die nächste Veranstaltung findet im September statt und zeigt auf, wie durch KI-Einsatz die Qualität in der Produktion sichern lässt.

 

Hier klicken zur Website des TTZ Oberfanken: Digitale Intelligenz

 

Autor: Mario Pfeuffer, Referent Wissenschaftskommukation

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