28.07.2020

Vermeidung von Gewalt am Arbeitsplatz

Forschungsprojekt der TH Nürnberg entwickelt Fortbildungsmaßnahmen zur Förderung der Sicherheit von Beschäftigten

Psychische und physische Gewalt am Arbeitsplatz sind eine ernstzunehmende Bedrohung für das Wohl von Beschäftigten. Im Projekt „Stark am Arbeitsplatz“ entwickelt Prof. Dr. Christina Zitzmann von der Fakultät Sozialwissenschaften der TH Nürnberg neue Maßnahmen, um Gewalt am Arbeitsplatz frühzeitig zu erkennen und für diese zu sensibilisieren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Verdachtsfälle vor einer möglichen Eskalation bemerken und so zur Prävention beitragen. Die STAEDTLER Stiftung fördert dieses innovative Projekt mit 40.000 Euro.

Nürnberg, 28. Juli 2020.
Das (Arbeitsschutz-) Gesetz verpflichtet Arbeitgebende dazu, Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit ihrer Angestellten zu gewährleisten. Dazu zählt nicht nur die Arbeitssicherheit, sondern auch die Prävention vor möglichen Gewalttaten. Gewalt kann dabei körperlich, sexualisiert und in den meisten Fällen auch psychischer Natur in Form von Mobbing, Stalking oder Drohungen auftreten. Diese Formen der Gewalt können Voranzeichen für schwerwiegendere Übergriffe wie Amokläufe, Geiselnahmen oder Angriffe mit Waffen sein. Um diese Hochrisikofälle frühzeitig zu erkennen, bedarf es geschulter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Warnsignale richtig deuten und verstehen, mit diesen umzugehen. Hier setzt das Forschungsprojekt „Stark am Arbeitsplatz“ von Prof. Dr. Christina Zitzmann von der Fakultät Sozialwissenschaften – und seit April 2020 Vizepräsidentin für Bildung an der TH Nürnberg – an. „An der TH Nürnberg haben wir seit drei Jahren ein Bedrohungsmanagement eingeführt. Angeregt und unterstützt wurde der Aufbau durch den Krisendienst Mittelfranken, der in Nürnberg 2016 das deutschlandweit erste Früherkennungsprogramm zur Vermeidung von schweren zielgerichteten Gewalttaten für eine gesamte Stadt aufgebaut hat“, erklärt Prof. Dr. Christina Zitzmann. Dieses Präventionsnetzwerk sieht unter anderem die Ausbildung von sogenannten Erstbewerterinnen und Erstbewertern in den teilnehmenden Organisationen vor. Dadurch können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Vorkommnisse an speziell ausgebildete Ansprechpersonen melden. Diese analysieren, ob eine substanzielle Bedrohung oder sogar ein Hochrisikofall vorliegt und schalten im Zweifel ein Kernteam ein. Das Kernteam ist mit Expertinnen und Experten der Kriminalpolizei, der forensischen Psychiatrie, sozialer Beratungsstellen und weiterer Berufsgruppen besetzt und kann innerhalb von 48 Stunden eine qualifizierte Fallbesprechung durchführen. Doch damit es überhaupt dazu kommen kann, ist es nötig, die Beschäftigten für entsprechende Warnhinweise im Verhalten oder in entsprechenden Situationen zu sensibilisieren. „Gewalt entsteht in den seltensten Fällen plötzlich, es gibt erkennbare Denk- und Verhaltensweisen“, erläutert Prof. Dr. Christina Zitzmann.
Dieses Wissen soll im Präventionsprogramm „Stark am Arbeitsplatz“ vermittelt werden. Es setzt somit noch vor der Meldung an die Erstbewertenden an und hilft den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Verdachtsfällen sicherer umzugehen. Die Schulung umfasst die Bereiche Deeskalation, Kommunikation und Stressbewältigung. Kenntnisse in diesen Feldern helfen nicht nur bei Konflikten innerhalb einer Belegschaft. Einem besonders hohen Gefahrenpotenzial sind vor allem Arbeitnehmende ausgesetzt, die in direktem Kontakt mit Kundinnen und Kunden oder Klientinnen und Klienten sind, speziell wenn die Befugnis zum Verweigern oder Kürzen von Dienstleistungen besteht. Das Projekt „Stark am Arbeitsplatz“ trägt dazu bei, Gewalttaten bereits vor deren Entstehung zu erkennen und diesen entgegenzuwirken.
Die Forschungsgruppe entwickelt ein entsprechendes Training, welches in Kooperation mit mehreren Einrichtungen durchgeführt und beispielsweise durch Befragungen der Teilnehmenden evaluiert und weiter verbessert wird. Weitere Städte planen ein vergleichbares Netzwerk zur Prävention von Gewalttaten und haben bereits Kooperationsabsichten mit der TH Nürnberg geäußert. Die STAEDTLER Stiftung fördert erfreulicherweise das Projekt mit 40.000 Euro.


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