28.10.2024

Motivierende Lerngelegenheiten: Ergebnisse von Lehrlabor3 vorgestellt

In der Forschung ist diese Art der Zusammenarbeit üblich, im Bereich der Lehrentwicklung noch eine Besonderheit: Das Projekt „Lehrlabor3“ bringt Hochschulangehörige aus unterschiedlichen Fächern und von unterschiedlichen HAWs zusammen, um gemeinsam über Verbesserungen in der Lehre nachzudenken. Nun hat die zweite Runde des Projekts mit Teilnehmenden von sechs bayerischen Hochschulen an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (Ohm) ihren Abschluss gefeiert. Erdacht, weiterentwickelt und getestet wurden motivierende Lern-Settings, zum Beispiel ein medizinisches Labor im Format eines SCALE-UP-Raums (Hochschule München), ein interdisziplinäres Wahlpflicht-Modul zu Energiesystemen in der Transformation (Ohm) oder die Anwendung von Concept Maps auf mathematische Inhalte (Hochschule Coburg).

Initiiert und organisiert wurde das Projekt im Rahmen des Forschungs- und Innovationslabors Digitale Lehre (fidl) an der Ohm. „Wir wollen unterschiedliche Rollen, Disziplinen und Hochschulen an einen Tisch bringen“, erklärte Projektkoordinator Benjamin Zinger.

Hierarchiefreier Raum, spielerische Methoden

Neben der hochschulübergreifenden und interdisziplinären Vernetzung erlaubt Lehrlabor3 auch eine hierarchiefreie Zusammenarbeit: Die Teams der beteiligten Hochschulen bestanden je aus einer Lehrperson, einem oder einer Studierenden und einer Person aus der Didaktik. Besonders ist außerdem die Methodik: Die Lehrprojekte wurden mithilfe der an der Fakultät Informatik der Ohm entwickelten EMPAMOS-Toolbox analysiert und weiterentwickelt. „Im Projekt verwenden wir die Perspektive des Spiels, wohlwissend, dass Lehre kein Spiel ist und sein soll“, erklärte Projektkoordinatorin Ann Marie Wester. „Doch Spiele liefern uns wertvolles Wissen über motivierende Settings.“

Demotivierende Bedingungen sind Stellschrauben, um Lehre zu verbessern

Wie die Spielelemente unterstützen, konnten die Teilnehmenden der Abschlussveranstaltung in den Räumen des LEONARDO selbst erproben. Mithilfe von Spielkarten mit „Motivational Misfits“, also demotivierenden Bedingungen in Spielen, analysierten sie eigene Herausforderungen in der Lehre. Neben den Lehrlabor3-Teilnehmenden waren auch Interessierte am Thema Hochschullehre aus ganz Bayern und Alumni der ersten Lehrlabor3-Runde mit damals fünf Hochschulen anwesend. Sie diskutierten in kleinen Gruppen darüber, ob Probleme wie eine „unübersichtliche Spielsituation“, „Spiel ist zu leicht zu gewinnen“, „Spiel wirkt bedeutungslos“ oder „Spieler zeigen zu wenig Engagement“ entscheidende Stellschrauben sein könnten, um die Lehre zu verbessern.

Immersives Lernen, motivierende KI-Werkstatt, Feedback zum Lernfortschritt

Welche Ideen mithilfe der Spielelemente entstehen konnten, zeigten die Teams der sechs teilnehmenden Hochschulen bei einem Posterrundgang. In je drei Arbeitsphasen hatten sie ihre Lehr-Herausforderungen Schritt für Schritt zu motivierenden Lerngelegenheiten weiterentwickelt und während der Projektlaufzeit getestet.

Das Team der Technischen Hochschule Rosenheim stellte beispielsweise fest, dass sich der Einsatz von generativer KI beim Mathematiklernen motivierend gestalten lässt, wenn eine KI-Werkstätte für Studierende und Lehrende und KI-Lernmomente gewinnbringend in die Lehre eingebunden werden. An der Hochschule Hof arbeitete ein Team daran, die Motivation der Studierenden im Fach Chemie zu steigern. Die Motivational Misfits „Beitrag von Aktionen zur Zielerreichung unklar“ und „Zu wenig Immersion“ waren der Ausgangspunkt dafür, Prüfungsleistungen und Lernengagement besser über das Semester zu verteilen und anders zu gewichten. Um Softwareprogrammierung ging es beim Team der Technischen Hochschule Aschaffenburg: Eine Lerneinheit wurde verbessert, indem zum Beispiel Einsteiger- und Fortgeschrittenengruppen gebildet und Feedback-Möglichkeiten zum Lernfortschritt eingebaut wurden.

Die Erkenntnisse aus der aktuellen Lehrlabor3-Runde sollen auch anderen Hochschulen zugänglich gemacht werden: Im kommenden März wird im Transcript-Verlag ein Sammelband mit Fachartikeln zu den entstandenen Projekten erscheinen. Der große Andrang beim Community-Event des Lehrlabor³ mit insgesamt 70 Gästen sowie die Teilnahme von Vertreterinnen und Vertretern des Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (stmwk), des bayerischen Landesstudierendenrats (BayStuRa), der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und des Hochschulforum Digitalisierung (HFD) zeigt das überregionale Interesse an Formaten der teambasierte Lehrentwicklung. Deutlich wurde, dass die verstärkte Zusammenarbeit nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre und der Lehrentwicklung einen zukunftsweisenden Erfolgsfaktor darstellt.

 

Gefördert wird Lehrlabor3 im Rahmen  der Initiative „BayernMINT –  evaluiert. vernetzt. Implementiert“ durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und durch vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Unterstützt wird das Projekt von BayZieL – Bayerisches Zentrum für Innovative Lehre.

Mehr Informationen zum Projekt: https://fidl.education/lehrlabor

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