17.05.2021

Corona-Auswirkungen auf junge wohnungslose Menschen

TH Nürnberg startet internationale Studie zu gefährdeten Jugendlichen

Die Corona-Pandemie hat immense Auswirkungen auf die Gesellschaft. Besonders junge wohnungs- und obdachlose Menschen spüren die Folgen der politischen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19. Um herauszufinden, wie sehr die Pandemie junge wohnungslose Menschen beeinflusst, startet Prof. Dr. Frank Sowa von der Fakultät Sozialwissenschaften der TH Nürnberg eine internationale Studie. Dabei bündelt er seine Expertise mit Kolleginnen und Kollegen aus Dänemark und Großbritannien. Das Projekt wird von der VolkswagenStiftung gefördert.

Nürnberg, 17. Mai 2021.
Die Corona-Pandemie hat das gesamte gesellschaftliche Leben verändert und Auswirkungen auf jeden Einzelnen. Eine Gruppe fällt dabei oft durch das Raster der Aufmerksamkeit: die wohnungslosen jungen Menschen. Unter anderem durch die Corona-bedingten Schließungen von Einrichtungen und die sozialen Distanzierungsmaßnahmen hat die Jugendwohnungslosigkeit zugenommen. Doch wie genau beeinflusst die Pandemie die Prozesse der sozialen Ausgrenzung und Inklusion für wohnungslose junge Menschen? Dieser Frage geht Prof. Dr. Frank Sowa von der Fakultät Sozialwissenschaften der TH Nürnberg nach. Gemeinsam mit Prof. Dr. Alastair Roy von der Faculty of Health & Wellbeing der University of Central Lancashire in Großbritannien und Dr. Kristian Fahnøe vom Department of Social Work des University College Copenhagen in Dänemark und unterstützt durch Dr. Alan Farrier, Dr. Mette Kronbæk und Marco Heinrich untersucht er die Auswirkungen von COVID-19 auf junge wohnungslose Menschen und auf die unterstützenden Einrichtungen der Sozialen Arbeit in drei Wohlfahrtsstaaten: Deutschland, Großbritannien und Dänemark.
Die Pandemie hat dazu geführt, dass gefährdete Jugendliche mit veränderten sozialen, physischen und ökonomischen Umständen und neuen Risikoumfeldern konfrontiert sind. Das Projektteam untersucht verschiedene Faktoren mittels drei zusammenhängender Forschungsfragen und geht dabei auf drei Analyseebenen ein. Auf der Makroebene erforschen sie, wie die Corona-Pandemie die Situation wohnungsloser junger Menschen in den Wohlfahrtssystemen der drei Länder verändert hat. Dabei können sie drei verschiedene Wohlfahrtsregime untersuchen: das konservative Regime in Deutschland, das sozialdemokratische Regime in Dänemark und das liberale Regime in Großbritannien. Auf der Mesoebene gehen sie der Frage nach, wie die Wohlfahrtsverbände ihre Unterstützungsangebote in der Pandemie aufrechterhalten haben. Auf der Mikroebene beschäftigt sich das Team mit den Einzelschicksalen wohnungsloser Jugendlicher und ihren aktuellen Risiken und Bedürfnissen. Dafür werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler junge wohnungs- und obdachlose Menschen persönlich interviewen. „Dieser Forschungsansatz eignet sich besonders gut, um die Veränderungen für junge wohnungslose Menschen durch COVID-19 zu erforschen, die in einem komplexen Beziehungsgeflecht leben. So haben die Entscheidungen der Politik, wie den Zugang zum öffentlichen Raum wegen Corona einzuschränken, direkte Auswirkungen auf die jungen wohnungslosen Menschen, die so beispielsweise nur noch eingeschränkte Möglichkeiten zum Betteln haben. Durch die getroffenen Distanzierungsregeln mussten auch die Einrichtungen ihre Angebotsformen überdenken, wodurch die soziale Interaktion der Wohnungslosen leidet“, erklärt Prof. Dr. Frank Sowa von der TH Nürnberg.
Das Projekt bündelt die fachspezifische Expertise eines interdisziplinären Teams aus den Bereichen Soziologie, Politik, Sozialgeographie und angewandter Sozialarbeit. Zudem wird das Team von Partnerorganisationen unterstützt: dem Don Bosco Jugendwerk Nürnberg, Homeless Unit in Kopenhagen und der Obdachlosenbetreuung „The Men’s Room“ in Manchester. Das Ziel des gemeinsamen Projektes ist es, die Erfahrungen von jungen wohnungslosen Menschen und Organisationen der Wohnungslosenhilfe in einem breiten Wohlfahrts- und Politikkontext einzuordnen, internationale Vergleiche zu ziehen und Empfehlungen für die Politik und Praxis zu entwickeln. Das Projektteam möchte auf der Grundlage der Studienergebnisse maßgeschneiderte Hilfestellungen für Organisationen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wohnungslose Jugendliche, politische Akteurinnen und Akteure sowie die breite Öffentlichkeit anbieten.
Das Projekt wird im Rahmen der Initiative „Corona Crisis and Beyond – Perspectives for Science, Scholarship and Society“ von der VolkswagenStiftung mit 120.000 Euro gefördert und startet im Mai 2021. 

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