06.08.2018

Wie Politiker Social Media nutzen

Tutzing, August 2018 – Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder soll einmal gesagt haben: „Zum Regieren brauche ich nur BILD, BAMS und Glotze.“ Heute würde dies nicht mehr genügen. US-Präsident Donald Trump scheint nur Twitter zu genügen. Die meisten Politiker in Deutschland setzen weiterhin auf Wahlplakate, aber soziale Netzwerke werden auch hier immer wichtiger. Wie man Facebook, Twitter, Instagram, YouTube & Co. als Politiker einsetzt, haben Landtagsabgeordnete und deren Mitarbeiter zwei Tage lang in Tutzing diskutiert.

„Social Media für Landtagsabgeordnete“ am 31. Juli und 1. August war eine Kooperationsveranstaltung der Akademie für Politische Bildung Tutzing, Technischen Hochschule Nürnberg und des MedienCampus Bayern. „Wir haben inzwischen zum sechsten Mal Landes- bzw. Kommunalpolitikern das praktische, aber vor allem auch konzeptionelle Handwerkszeug beigebracht“, erklärt Mitorganisator Prof. Markus Kaiser vom Studiengang Technikjournalismus/Technik-PR.

In seinem einführenden Vortrag warnte Blogger und Rundschau-Nacht-Moderator Richard Gutjahr die Landtagsabgeordneten und -kandidaten: „Fangen Sie erst zu twittern an, wenn Sie digitale Empathie entwickelt haben.“ Zuschauen und mitlesen sei vor allem immer dann wichtig, wenn man einem neuen sozialen Netzwerk betritt: „Sie gehen in der realen Welt ja auch nicht zwischen die Unterhaltung von zwei Menschen, schreien sie an und wissen nicht, wie man sich benehmen soll.“

Stefan Primbs, beim Bayerischen Rundfunk zuständiger Redakteur für Social Media und Buchautor von „Social Media für Journalisten“, erklärte den Teilnehmern, wie sie online checken können, ob Fakten, Fotos oder Videos original sind oder diese manipuliert wurden. So empfahl er beispielsweise die Rückwärts-Suche von Bildern bei Google. Außerdem mahnte er an, nie etwas voreilig zu glauben. Schließlich seien auch schon diverse Accounts von Institutionen gehackt worden.

Dirk von Gehlen, Leiter der Abteilung Social Media und Innovation bei der Süddeutschen Zeitung, stellte zehn goldene Regeln für das Posten im Netz auf: „Lassen Sie sich nicht provozieren!“, riet er beispielsweise. „Entwickeln Sie ein Gespür für Ihre Zielgruppe.“ Außerdem empfahl er, keine Angriffsfläche zu bieten und neugierig zu bleiben.

Neben den Vorträgen boten die Referenten auch Workshops an, in denen die Teilnehmer praktisch arbeiten konnten. Unter anderem brachte Tobias Köpplinger, Mitglied der Chefredaktion der Frankfurter Neuen Presse, Videoschnitt und Videokonzeption bei, da im Social Web Videos immer wichtiger werden. Dr. André Haller von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und Prof. Markus Kaiser von der TH Nürnberg entwickelten mit den Abgeordneten und deren Mitarbeitern ein Konzept und einen Redaktionsplan für die letzten Wochen bis zur Landtagswahl.

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