04.12.2025

Demenz frühzeitig erkennen: KI-Projekt zeigt neue Perspektiven

Im Technologietransferzentrum Oberfranken: Digitale Intelligenz (TTZ Digitale Intelligenz) in Kronach wurde ein innovativer Ansatz zur frühzeitigen Erkennung von Demenz im Rahmen des KI-Stammtisches BYTES & BIER vorgestellt. Franziska Braun, Wissenschaftlerin im Zentrum für Künstliche Intelligenz (KIZ), präsentierte den aktuellen Entwicklungsstand einer digitalen Test-App, die medizinisches Fachpersonal künftig deutlich entlasten könnte.

Digitale Weiterentwicklung eines etablierten Diagnoseverfahrens

Grundlage der neuen Anwendung ist der bewährte Syndrom-Kurz-Test (SKT). Dieser Test umfasst mehrere Aufgaben zu Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit und wird seit vielen Jahren in der Diagnostik eingesetzt. Bisher erfolgt die Durchführung jedoch analog – mit umfangreichen Materialien und hohem Dokumentationsaufwand.

Die digitale SKT-Version, die Franziska Braun gemeinsam mit Fachkundigen aus der Psychologie, Medizin und Informatik entwickelt, soll diesen Prozess wesentlich vereinfachen:

  • Die Testperson arbeitet direkt auf einem Tablet.
  • Eine integrierte KI analysiert die gesprochenen Antworten automatisch.
  • Die App erfasst sowohl Inhalte als auch Merkmale der Sprache, etwa Pausen oder Verzögerungen.
  • Alle Daten werden unmittelbar transkribiert und ausgewertet.

Das Ergebnis: ein objektiver, reproduzierbarer und deutlich schlankerer Testablauf.

Auch Dialektvarianten werden erkannt

Ein besonderes Merkmal des Projekts ist die robuste Spracherkennung. Das System wird so trainiert, dass auch regionale Dialekte und umgangssprachliche Varianten korrekt identifiziert werden. Dadurch bleibt der Test unabhängig von sprachlichen Besonderheiten zuverlässig nutzbar – ein entscheidender Vorteil für den Einsatz in ländlichen Regionen.

Entlastung für Hausarztpraxen

Die App soll kein Ersatz für eine medizinische Diagnose sein. Sie dient jedoch als Vorscreening, das Ärztinnen und Ärzte unterstützt und Hinweise auf mögliche kognitive Veränderungen liefert. Gerade für Regionen, in denen Facharzttermine schwer zu bekommen sind, könnte das Verfahren eine wichtige Verbesserung darstellen.

Erprobung in Einrichtungen läuft bereits

Die digitale SKT-Version wird bereits in ersten Praxistests erprobt – unter anderem in Kliniken sowie in der BRK-Tagespflege Hirschfeld. Die Rückmeldungen aus dem pflegerischen Alltag fließen direkt in die Weiterentwicklung der App ein. Parallel dazu arbeitet das Forschungsteam an weiteren digitalen Testverfahren, darunter der Modernisierung des bayerischen Einschulungstests.

Zukunftstechnologie aus Kronach

Der Vortrag im TTZ zeigt eindrucksvoll, wie KI-basierte Sprachverarbeitung die medizinische Diagnostik unterstützen kann. Mit der geplanten Veröffentlichung der App im kommenden Jahr entsteht ein praxisnahes Werkzeug, das künftig in vielen hausärztlichen Praxen einen frühen und unkomplizierten Zugang zu kognitiven Tests ermöglichen kann.

Kronach im KI-Fokus: Forscher und Praktiker im Austausch

Der KI-Stammtisch in Kronach hat sich inzwischen zu einem festen Treffpunkt für den Austausch entwickelt. Am 29. Januar 2026 geht die Reihe in die nächste Runde. Dann lautet das Thema „Von Daten zu KI-Systemen“. Beginn ist wieder um 18 Uhr im TTZ Digitale Intelligenz in Kronach.

 

Hier klicken zur Website des TTZ Oberfanken: Digitale Intelligenz

Autor: Mario Pfeuffer, Referent Wissenschaftskommukation

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