Abschluss in Informatik an der TH Nürnberg - und dann?

Welche Laufbahn schlagen unsere Absolventen nach dem Studienabschluss ein? Wie schätzen sie ihr Studium im nachhinein ein? Welche Tipps können sie Studierenden geben? Wir haben einige unserer (besonders erfolgreichen) Absolventen gefragt.

Es handelt sich dabei um:

Jörg Lehmeier, Geschäftsführer eines ERP-Softwarehauses

Jörg Lehmeier, geboren 1979 in Weißenburg i. Bay., studierte von 2000 bis 2005 Wirtschaftsinformatik an der FH Nürnberg.
Davor absolvierte er eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten. Während seines Studiums arbeitete er als Werkstudent bei der DATEV e.G., bei Siemens China und in einem Forschungsprojekt bei IBM (eXtreme Blue). Zur gleichen Zeit gründete er sein erstes Unternehmen sln-service (2001). Dort entwickelte Jörg Lehmeier unter anderem Software für Qualitätssicherung und arbeitete als Projektleiter für das Unternehmen versus-datentechnik GmbH, das ein Warenwirtschaftssystem für kleine und mittelständische Betriebe entwickelte. Zum Ende seines Studiums rief er 2004 seine zweite Firma Vepos GmbH & Co. KG ins Leben, bei der er geschäftsführender Gesellschafter ist. Vepos entwickelt, vertreibt und betreut ein ERP-System für mittelständische Firmen.

Sie haben nach dem Studium Ihr eigenes Unternehmen gegründet. Wie kamen Sie auf die Idee?

Durch meine Tätigkeit als Freelancer während meines Studiums konnte ich erste Erfahrungen als Unternehmer sammeln.

Weitere Erfahrungen bei großen Firmen wie DATEV, Siemens oder IBM haben mir gezeigt:  der beste Weg für mich, Dinge zu gestalten und zu bewegen, ist der, meinen eigenen Weg zu gehen.

Als Projektleiter habe ich viele Unternehmen kennengelernt, die verschiedene Insellösungen einsetzten. Dies hatte einen hohen manuellen Aufwand zur Folge. Der Anreiz zur Firmengründung war für mich die Vision, eine Komplettlösung für mittelständische Unternehmen zu entwickeln, um  eine einfache Datenpflege und umfassende Auswertungen zu ermöglichen. Zusätzlich war es mir wichtig, nicht nur einfach eine Software zu entwickeln, sondern die  Visionen und Ziele unserer Kunden partnerschaftlich gemeinsam zu verwirklichen. Deswegen bietet Vepos nicht nur Software-Entwicklung, sondern zugleich eine umfassende Beratung und Betreuung.

Gerade für kleinere und mittelgroße Unternehmen gibt es ja bereits viele ERP-Produkte auf dem Markt. Hatten Sie keine Bedenken, ein weiteres auf den Markt zu bringen, und was ist das Besondere an Ihrem Produkt?

Die Erfahrungen aus meiner Tätigkeit als Projektleiter sowie einige Gespräche mit Geschäftsführern zeigten mir damals, dass unser Ansatz in der Branche erfolgreich sein konnte.

Der Großteil der bestehenden ERP-Systeme für den Mittelstand ist als Individualsoftware entstanden und wurde erst nachträglich als „Standardsoftware“ verkauft. Diese Lösungen haben in der Regel kein durchgängiges Konzept und nicht die Architektur, um bei vielen verschiedenen Firmen wirklich gut zu laufen. Auch waren viele bestehende Systeme in Bezug auf Konzepte und Technologien stark veraltet. Zudem waren 2004 durch das Ende der Dotcom-Blase weniger ERP-Systeme als heute auf dem Markt.

Welche Eigenschaften und Kenntnisse sollte man bei der Gründung eines Unternehmens wie des Ihren mitbringen? Welche werden wohl erst im Laufe der Tätigkeit erworben? Und welchen Beitrag hatte dabei Ihr Studium?

Durchhaltevermögen, Überzeugungskraft, Spaß an der Arbeit, Sinn für Qualität sowie kaufmännisches Verständnis sind wohl die wichtigsten Eigenschaften, die zur Gründung und Führung eines Unternehmens nötig sind.
Das Studium vermittelt hierbei die Basis der technischen und kaufmännischen Kenntnisse und lehrt selbständiges und freies Arbeiten.Viele weitere Eigenschaften und Kenntnisse wie Verhandlungsgeschick und Mitarbeiterführung kommen im Laufe der Unternehmertätigkeit dazu.
Besonders wichtig für mich, während des Studiums, waren die Erfahrungen, die ich bei verschiedenen Firmen sammeln konnte und die Freiheit, mich selbst und damit meinen Weg zu finden.

Studierende an Fachhochschulen lernen im Praxissemester ein Unternehmen „von innen“ kennen. Viele arbeiten außerdem als Werkstudenten, bei Projekt- oder Abschlussarbeiten in einem Unternehmen. Diese Studierenden lernen das Unternehmen aus einer Arbeitnehmer-ähnlichen Sicht kennen. Können Sie dagegen die Tätigkeit eines Selbständigen schildern, so wie Sie es täglich erfahren?

Im Grunde unterscheidet sich die Sicht eines Arbeitnehmers nicht viel von der eines Unternehmers. Ich sehe unsere Mitarbeiter nicht als Angestellte, sondern als Partner. Wir sind ein Team, arbeiten Hand in Hand, verfolgen die gleichen Ziele und kämpfen gemeinsam für Erfolge, die wir anschließend auch gemeinsam feiern.
 
Natürlich unterscheiden sich aber die Tätigkeitsfelder. Früher habe ich meine Zeit, ähnlich eines Mitarbeiters, vor allem in Entwicklung, Kundenbetreuung und Vertrieb investiert. Heute, mit immer mehr Mitarbeitern, beschäftige ich mich vor allem mit der Führung des Unternehmens. Dabei spielen neben Tätigkeiten wie Buchhaltung, Finanzplanung und Vertragswesen auch Prozessgestaltung und Prozessoptimierung eine immer größere Rolle. Hauptsächlich beschäftigen mich in letzter Zeit Themen wie Unternehmensstrategie, Zielsetzungen, Mitarbeiterführung und -motivation sowie  Wettbewerbs- und Wirtschaftsanalysen.  

Sie haben Wirtschaftsinformatik studiert, eine Brücke zwischen Informatik und Betriebswirtschaft. Sind beide Teile für Ihre Tätigkeit gleich wichtig? Gibt es Fachwissen oder methodische Inhalte, auf die es aus Ihrer Sicht besonders ankommt?

Ich denke, hier ist eine Unterscheidung notwendig. Zum einen entwickeln wir als Firma eine Unternehmenssoftware und sorgen für eine effiziente Betreuung unserer Kunden. Zum anderen führe ich als Person eine Firma.

Für die Entwicklung und Betreuung sind die Inhalte Informatik und Betriebswirtschaft gleich wichtig. Hier vermittelt das Studium in beiden Bereichen Grundlagen und fördert zugleich einen eigenständigen Aufbau von Wissen.

Die Vertiefung der Grundlagen durch praktische Erfahrungen ist dabei unverzichtbar. In unserem Umfeld reichen reine Programmier- und BWL-Kenntnisse wie Formeln, Modelle und andere Grundlagen nicht aus. Viel wesentlicher ist für unsere Mitarbeiter ein tiefgreifendes Prozessverständnis. Denn unsere wichtigste Tätigkeit besteht darin, die Arbeitsabläufe verschiedener Kunden schnell und umfassend zu verstehen, aufzunehmen und zu optimieren.

Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass BWL-Wissen und Prozessverständnis nicht zwangsläufig vom Studiengang abhängen. Wesentlich sind vor allem die persönlichen Neigungen und der Wille, sich in neue Aufgabenbereiche einzuarbeiten. Deswegen suchen wir unseren Nachwuchs nicht nur bei Wirtschaftsinformatikern, sondern in allen Informatik-Studiengängen.

Im zweiten Fall, der Gründung und Führung der Firma, hat mir das Studium hauptsächlich die Grundlagen für die Architektur und Entwicklung der Software vermittelt. Bei der eigentlichen Gründung und Führung des Unternehmens konnte ich weniger auf das Studium zurückgreifen. Hier war meine Ausbildung als Steuerfachangestellter sehr hilfreich.

Für meine Tätigkeit als Geschäftsführer haben mir besonders Kenntnisse in Bereichen wie Unternehmens- und Mitarbeiterführung gefehlt. Diese Grundlagen hätte ich mir gerne bereits während des Studiums angeeignet, anstatt es teilweise schmerzlich im Geschäftsalltag zu lernen.

Haben Sie Anregungen für Professoren, worauf sie bei der Ausbildung von Studierenden besonders achten sollten?

Während meiner Studienzeit habe ich mehrere beeindruckende Professoren kennengelernt, die einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen haben. Ausgezeichnet haben sich diese Professoren durch die Begeisterung an ihrem Themengebiet und die Fähigkeit, diese Begeisterung auch bei den Studierenden hervorzurufen.

Ich wünsche mir, dass alle Studenten solche Professoren vorfinden, die sie begeistern und mit ihnen arbeiten, statt nur trockenes Wissen zu vermitteln.

Welche Tipps können Sie Studierenden der Informatikstudiengänge für ihr Studium geben?

Studiengangübergreifend empfehle ich den Studierenden, die Studienzeit für sich und die Findung ihres beruflichen Weges zu nutzen. Die Chance, verschiedene Firmengrößen und Branchen unkompliziert kennenzulernen, ist während des Studiums am größten. Natürlich sollten aber auch die Studieninhalte nicht vernachlässigt werden.

Finden Sie die Tätigkeiten und Bereiche, die Ihnen Freude machen. Dies ist die Grundlage für einen erfüllten Arbeitsalltag, bei dem neue Herausforderungen keine Probleme darstellen, sondern spannende und schöne Herausforderungen sind. So stellt sich der Erfolg meist von selbst ein!

Und welche Tipps können Sie Absolventen für ihre Berufslaufbahn geben?

Nach meiner bisherigen Erfahrung sind drei Dinge wichtig:
-    Spaß an der Arbeit
-    Sinn für Qualität
-    Und vor allem Durchhaltevermögen

Finden Sie Ihren Weg und gehen Sie ihn beständig weiter!

Chris Rupp, Geschäftsführerin eines Beratungshauses


Portrait von Chris Rupp, geboren 1967 in Nürnberg, absolvierte ihr Informatik-Studium von 10/86 bis 09/91 an der Fachhochschule Nürnberg. Drei Jahre lang war sie zunächst für die Siemens AG als Systemanalytikerin tätig, bis sie 1994 zur Rösch Consulting GmbH wechselte. Dort war sie für den Aufbau und die Leitung der Geschäftsstelle Süd verantwortlich. 1995 gründete Chris Rupp die Firma SOPHIST GmbH. 1998 rief sie mit der SOPHIST Technologies GmbH ein weiteres Unternehmen ins Leben. In beiden Firmen der SOPHIST GROUP ist sie geschäftsführende Gesellschafterin.

Ihr Unternehmen SOPHIST trägt den Untertitel "Gesellschaft für innovatives Software-Engineering". Was verstehen Sie darunter und welche Techniken und Methoden setzen Sie ein?

Wir fokussieren uns vor allem auf objektorientierte und natürlich sprachliche Methoden und Notationen. Die Unified Modeling Language (UML) ist wohl jedem Informatiker ein Begriff. Sie ist eines unserer Hauptspezifikationsmittel. Da heute aber bei weitem noch nicht alles objektorientiert modelliert, sondern vieles textuell in Prosa-Spezifikationen dokumentiert wird, haben wir uns auf Sprache als Kommunikationsmedium spezialisiert. Wir haben Methoden erfunden, wie Sie in natürlicher Sprache eine sehr exakte und dabei gut lesbare und umsetzbare Spezifikation erstellen können. Dazu haben wir Know-how aus gesprächstherapeutischen Ansätzen (z.B. NLP) in die Informatik transformiert. Dieses SOPHIST-Regelwerk wurde erfolgreich in einem Buch publiziert und wird heute in vielen großen Konzernen systematisch eingesetzt. Insgesamt haben wir es uns zu eigen gemacht, auch über den Tellerrand der Informatik zu blicken und Wissen aus anderen Bereichen in die Informatik zu transferieren.

Und was machen die Aufgaben, Chancen und Schwierigkeiten Ihrer Rolle als Geschäftsführerin aus?

Als Geschäftsführerin bin ich für das Gesamtwohl meiner beiden Unternehmen verantwortlich. Neben einer Fokussierung auf eine klare inhaltliche Strategie, die ich mit vorgeben muss, landen noch viele weitere Themen auf meinem Tisch. Angefangen von einer Gesamtbudgetplanung über die Diskussion, z.B. des Marketingbudgets mit der Marketing- und Vertriebsleiterin, liegen einige Finanzthemen in meiner Verantwortung. Der zeitaufwändigste, aber auch spannendste Teil meiner Tätigkeit ist und bleibt die Mitarbeiterführung. Es ist anspruchsvoll, aber auch sehr spannend, aus einer Ansammlung kompetenter Menschen ein erfolgreiches Unternehmen zu formen.

Wie beurteilen Sie das Verhältnis zwischen der Software-Engineering-Ausbildung an einer Hochschule zu Ihrer erlebten Praxis des Software-Engineering?

Meine Sicht ist hier sicherlich subjektiv, da ich das Thema für sehr wichtig halte. Meiner Meinung nach hat die Ausbildung in der FH eine gute Grundlage für den Weg in die Praxis gelegt, aber ich hätte gerne mehr in diesem Bereich gelernt. Der Stand des Software-Engineering in der industriellen Praxis schwankt sehr. Es gibt Unternehmen, die derartig professionell Systeme entwickeln, dass es einem selbst als sehr erfahrenen Berater schwer fällt, viel Verbesserungspotential aufzuzeigen. Andere Unternehmen befinden sich noch in der Steinzeit der Systementwicklung. Hier kann man mit grundlegenden Erkenntnissen bereits fundierte Hilfe leisten.

Was haben Sie in Ihrem Studium besonders geschätzt?

Die persönliche Atmosphäre der FH Nürnberg. Man kannte sich untereinander im Semester, griff sich gegenseitig mal unter die Arme und hatte neben all dem Stress auch viel Spaß. Gespräche mit den Professoren waren normal, und man ging auch mal zusammen ein Bier trinken.

Haben Sie Anregungen für FH-Professoren, worauf sie bei der Ausbildung Studierender besonders achten sollten?

Mir waren bei Profs immer die Fachkompetenz und die Vermittlungskompetenz wichtig. D.h. ein Prof sollte wissen, wovon er spricht (und das Wissen auch industrietauglich oder forschungstauglich und aktuell sein). Zudem sollte er auch befähigt sein, sein Wissen spannend und fundiert zu vermitteln.
Ich hatte immer Probleme mit Profs, die Studenten nicht als Ihre Kunden und Auftraggeber betrachtet haben.
Zudem sollten Profs nie vergessen, dass sie mit Jugendlichem in einem Alter arbeiten, bei denen Sie als Rollenmodelle dienen, deren Bild von Führung, Vertrauen, Machtgebrauch sie entscheidend prägen.

Worin sehen Sie das Besondere bei einem Fachhochschulstudium?

Am Praxisbezug. Ich konnte im Rahmen der Praktika ein gutes Gefühl dafür entwickeln, ob ich mir ein Leben als Informatikerin überhaupt vorstellen kann. Zudem bekam ich relativ früh einen recht konkreten Eindruck davon, welche Bereiche der Informatik ich für unheimlich spannend hielt (Systemanalyse und Systemdesign) und welche Bereich ich später, wenn überhaupt, dann nur kurzfristig zur Wissensfestigung anstreben würde (z.B. Implementierung)

Wie schätzen Sie die Aufstiegschancen für Informatikabsolventen der Fachhochschule ein?

Sehr gut. Absolventen der FH haben bis zum Ende des Studiums bereits konkrete praktische Erfahrungen, z.B. im Umgang mit Kunden, Auftraggeber, Teams von Kollegen und erleben nicht mit knapp 30 Jahren das erste mal eine reale Projektsituation. Derartige reale Projektsituationen lassen sich in keinem Rollenspiel, in keiner Simulation wirklich hautnah erfahren.

Was sind nach Ihrer Erfahrung die persönlich entscheidenden Faktoren für Ihren jetzigen beruflichen Erfolg?

Eine ehrliche Auseinandersetzung mit meinen Stärken und Schwächen. Eine klare Bestimmung meiner Ausgangssituation, die Definition meiner Ziele und Wunschvorstellung und dann natürlich auch das Ableiten konkreter Maßnahmen, die zum Erfolg führen. Und vor allem Lust an dem, was ich tue, und am Erfolg.
Zudem kann ich nur jedem Informatikstudenten empfehlen, selbstbewusst mit seinem Wissen und seinen intellektuellen Fähigkeiten umzugehen. Ich z.B. habe meine Diplomarbeit gleich als Buch an einen Verlag verkauft und damit veröffentlicht. Seitdem habe ich 5 weitere Bücher veröffentlicht, die sich alle sehr gut verkaufen und einiges zu meinem Image beigetragen haben.

Was sollten Absolventen zusätzlich zum erworbenen Wissen noch mitbringen?

Persönliche Kompetenz. Softwareprojekte sind große gruppendynamische Happenings. Da spielt zwar auch fundierte Fachkompetenz eine Rolle, vor allem aber auch eine hohe persönliche Kompetenz - und die muss eben reifen. Je früher dieser Reifeprozess startet, desto eher macht der teilweise auch sehr konflikt beladene Umgang mit Teams wirklich Spaß.

Welche Tipps können Sie FH-Absolventen für ihr Studium geben?

Sie sollten an Fachwissen mitnehmen, was geht. Während des Studiums empfand ich einige Vorlesungen mehr als Belastung denn als Bereicherung. Heute würde ich mir die Finger danach abschlecken noch mal so viel Zeit und Freiraum zu bekommen, um mich wirklich fundiert mit vielen Themen auseinander zu setzen. Zudem ist es als Student wichtig, die richtige Einstellung zum Studium zu gewinnen.

Und welche Tipps können Sie FH-Absolventen für ihre Berufslaufbahn geben?

Ich empfehle Absolventen wählerisch zu sein. Das Berufsleben kann unheimlich Spaß machen, wenn man sein Thema gefunden hat und in einem Unternehmen/Team arbeitet, das einen persönlich und fachlich voran bringt. Jeden Tag, an den man Dinge tut, die einem überhaupt nicht liegen, jede Stunde, die man in einem unangenehmen Team verbringt, könnte man besser investieren.

Dr. Werner Keilholz, Leiter einer Forschungs-und Entwicklungsabteilung

Dr. Werner Keilholz, geboren 1966 in Bamberg, studierte von 1987 bis 1992 Informatik mit Schwerpunkt Technik an der FH Nürnberg. Später promovierte er an einem Forschungszentrum in Frankreich und heute leitet er dort eine Abteilung für Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Sein beruflicher Werdegang wurde bereits während des Studiums angestoßen.

Beschreiben Sie kurz Ihren beruflichen Werdegang

Im Rahmen des Studienganges Informatik an der Fachhochschule Nürnberg absolvierte ich das zweite praktische Studiensemester am Lawrence Berkeley Laboratory in Berkeley (USA). In diesem für Informatiker sagen umwobenen Umfeld begann ich, mich für Gebäudesimulation zu interessieren. Ein Partner-Labor, das technisch-wissenschaftliche Zentrum für Gebäudephysik Frankreichs(CSTB), lud mich daraufhin ein, meine Arbeiten zunächst im Rahmen der FH-Diplomarbeit, später im Rahmen einer Doktorarbeit fortzuführen. Zusätzlich zu dem interessanten Aufgabengebiet - die Erstellungtechnisch-wissenschaftlicher Computerprogramme - machte es auch der Firmenstandort in Südfrankreich außerordentlich schwierig, das darauf folgende Stellenangebot auszuschlagen - man gewöhnt sich schnell an diese Region.

Meine anfängliche Tätigkeit als Software-Entwickler am CSTB bestand zunächst hauptsächlich darin, meine eigene Forschungsarbeit zur Marktreife weiter zu entwickeln. Die daraus hervorgegangene Simulationsumgebung ist noch heute eines unserer führenden Software-Produkte. Als Projektleiter war ich dann für die Entwicklung weiterer Anwendungen sowie für die Themengebiete "Test" und "Zertifizierung" von Fremdsoftware verantwortlich.

Als Anfang 2000 die Abteilung "Anwendungen und Softwareentwicklung" im Zuge einer Umstrukturierung neu gegründet wurde, übernahm ich als logische Fortsetzung meiner bisherigen Aktivitäten deren Leitung. In dieser Funktion koordiniere ich seitdem nationale und internationale Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sowie die Entwicklung innovativer, kommerzieller Software-Produkte. Meine Aufgaben schließen auch die Markteinführung neuer Produkte und das Marketing für den Bereich "Software" ein. Unsere jüngsten Aktivitäten zielen auf eine Entwicklung von "Internet-basierten Online Diensten", insbesondere für die Bereiche "Simulation" und die "mobile Datenerfassung und Auswertung".

Was haben Sie in Ihrem Studium besonders geschätzt?

Der entscheidende Vorteil der Fachhochschule liegt für mich im Praxisbezug. Praxissemester, Auslandssemester, Seminararbeiten im Kontakt mit erfahrenen Fachkräften sind effiziente Lehrmethoden, die gleichzeitig Abwechslung schaffen, den Lernstress vermindern und sogar Spaß machen können. Von Ihrem Fachgebiet begeisterte Professoren, die selbst lange Jahre in der Praxis tätig waren, können zukünftige Informatiker zweifelsohne besser auf Ihre berufliche Zukunft vorbereiten als Universitätsprofessoren, die nur über theoretisches Wissen bezüglich der Berufswelt außerhalb der Universität verfügen.

Haben Sie Anregungen für FH-Professoren, worauf sie bei der Ausbildung von Studierenden besonders achten sollten?

Ein Professor sollte in erster Linie versuchen, den Studenten seineeigene Begeisterung für sein Fachgebiet zu vermitteln. Die FH sollte sich ihrerseits um Professoren bemühen, die von ihrem Fach begeistert sind, und die pädagogischen Fähigkeiten besitzen, diese Begeisterung weiterzugeben.

Als Pädagogen sollten Professoren auch die Talente ihrer Studenten erkennen und fördern, sie etwa auf besonders geeignete Praktikahinweisen oder Kontakte herstellen. Eine einfache Ermutigung zum richtigen Zeitpunkt - wie in meinem Fall - kann im Extremfall die gesamte Laufbahn eines Studenten vorteilhaft beeinflussen.

Warum haben Sie Informatik an der FH Nürnberg studiert?

Nürnberg bietet sowohl als Industriestandort (zahlreiche Firmen mit interessantem Potential) als auch als Stadt interessante Vorteile (kulturelles Umfeld, Freizeitwert der Stadt, ...). Die Nähe zur Universität Erlangen bietet logistische Vorteile (etwa Benutzung von gemeinsamen Einrichtungen wie der Bibliothek oder des Rechenzentrums)und erlaubt es bei Interesse auch, gelegentlich einmal an Veranstaltungen der Kollegen von der Uni teilzunehmen (Vorträge, Vorlesungen, Seminare, ...).

Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Punkt ist die ausgezeichnete Ausstattung der FH Nürnberg (Rechner, Räume, Labors, Netzwerk, ...).

Worin sehen Sie das Besondere bei einem Fachhochschulstudium?

Neben dem schon erwähnten Praxisbezug war für mich die im Vergleich zur Universität kürzere Studienzeit ein wichtiges Entscheidungskriterium. Das Studium ist nicht nur im Durchschnittdeutlich kürzer, sondern auch überschaubarer.

Wie schätzen Sie die Aufstiegschancen für Informatikabsolventen der Fachhochschule ein?

Es gibt sicher immer noch Bereiche, die nur schwer ohne das
"richtige" Diplom zugänglich sind. Nach meiner persönlichen Erfahrung ist das Diplom jedoch nicht mehr als eine Eintrittskarte in das Berufsleben. Wenn der Film erst einmal angefangen hat, fragt keiner mehr danach.

Das FH-Diplom erlaubt es dabei zweifelsohne, auf einem guten Platz zu starten. Dies gilt, wie ich selbst überprüfen konnte, auch für das Ausland, selbst wenn die offiziellen gegenseitigen Anerkennungen der Diplome nicht immer gewährleistet sind. In diesem Sinne ist der Master-Titel ist aus meiner Sicht eindeutig eine positive Entwicklung. Die Bezeichnung "Master" ist europaweit bekannt (und wohl auch mehr oder weniger anerkannt), während man als "Diplom-Informatiker (FH)"schon mal einige Zeit mit Erklärungen verbringen muss.

Weiterhin ist das FH-Diplom keine Endstation:
Der FH-Absolvent besitzt die nötigen Kenntnisse, um weiterführende Diplome mit vernünftigem Studienaufwand zu erlangen.

In meinem Fall erschien mir die Idee, nach dem FH-Studium eineDoktorarbeit zu absolvieren, eher utopisch. In Frankreich war der 'Umstieg' durch ein zusätzliches Diplom möglich, welches ich mit meinen FH-Kenntnissen ohne große Mühe absolvieren konnte.

So gesehen sind die Aufstiegschancen nur durch die eigene Ambition begrenzt ...

Was sind nach Ihrer Erfahrung die persönlich entscheidenden Faktoren für Ihren jetzigen beruflichen Erfolg?

Der Ausgangspunkt für den beruflichen Erfolg ist für mich zunächst der Spaß am Beruf, weil es sich dabei um die beste Quelle für Motivation handelt. Ich kenne keinen wirklich erfolgreichen Menschen, der ausschließlich durch sein Gehalt oder potentielles zukünftiges Gehalt motiviert wäre.

Weiterhin ist es hilfreich, so wenige Komplexe wie möglich zu haben. Die Fähigkeiten der meisten Menschen - und damit ihr potentieller beruflicher Erfolg - sind viel stärker durch die eigene Einbildungskraft beschränkt als durch reell bestehende intellektuelle oder sonstige Begrenzungen. Dieses Phänomen wird durch eine negative Umgebung verstärkt: lassen Sie sich nicht einreden, dass irgend ein Ziel für Sie nicht erreichbar wäre!

Als letzte Zutat ist natürlich das sprichwörtliche Quäntchen Glück zu nennen - etwa zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Aber diese Art von "Glück" verdient man sich zum größten Teil selbst - durch Ausdauer.

Was sollten Absolventen zusätzlich zum erworbenen Wissen noch mitbringen?

Die wichtigste Eigenschaft ist wohl die Selbstmotivation. Eingewisses Maß an Flexibilität hilft, Übergangsphasen zu überbrücken und in einen Vorteil umzuwandeln. Ansonsten ist das "erworbene Wissen" ein sehr schnell lebiges Gut, welches regelmäßig erneuert werden muss. Der Willen, ständig weiter zulernen, ist daher unerlässlich.

Welche Tipps können Sie FH-Absolventen für ihr Studium geben?

Zerstören Sie nicht Ihre Karriere durch einen Karriere-Plan: Es ist ohne Zweifel positiv, sich Ziele zu setzen und diese zu erreichen. Dies sollte Sie jedoch nicht davon abhalten, Gelegenheiten zu ergreifen. Mich hat z.B. ein Auslandspraktikum um 6 Monate in meinem ursprünglichen Studienplan "zurückgeworfen". Gleichzeitig hat es aber dann die entscheidenden Türen geöffnet.

Fördern Sie die Fächer und Aktivitäten, die Spaß machen: dort liegen Ihre Talente, und schwierige Aufgaben werden zur stimulierenden Herausforderung.

Und welche Tipps können Sie FH-Absolventen für ihre Berufslaufbahn geben?

Folgen Sie Ihrer Intuition. Träumen Sie: Träume haben die Tendenz, Realität zu werden. Ersetzen Sie in Ihren Überlegungen Worte wie "unerreichbar" und "unmöglich" durch "schwierig" und "unwahrscheinlich". Und wenn Ihnen Ihre Intuition sagt, dass es sich lohnt, wählen Sie die Schwierigkeit.

Nutzen Sie die Erfahrung Ihrer Kollegen im Rentenalter: ihre Methoden mögen veraltet sein, die Effizienz reduziert, die Motivation abgeflaut. Aber diese Mitarbeiter wissen alles, was Sie über das Unternehmen im Speziellen und das Berufsleben im Allgemeinen noch zu lernen haben!

Als Berufseinsteiger sollte man versuchen, möglichst viele Erfahrungen in unterschiedlichen Umfeldern zu sammeln - verschiedene Firmen, Länder, Kulturen, etc., ermöglichen es nicht nur, Kompetenzen zu bereichern, den eigenen Horizont zu erweitern. Man erhöht dadurch auch seine Chancen, den persönlichen Traumberuf in einem idealen Arbeitsumfeld kennen zu lernen. Ich bin überzeugt, dass der für jedermann existiert!

Thomas Jachmann, Leiter für zentrale Architekturen

Thomas Jachmann, 1972 geboren in Nürnberg, studierte von 1991 bis 1996, unterbrochen von einem Jahr Wehrdienst, Informatik an der FH Nürnberg.

Danach arbeitete er bei Siemens in der bereichsnahen Forschung als Technologieexperte, Senior-Architekt und Projektleiter. Heute leitet er eine Gruppe von 14 Software-Architekten, arbeitet an zentralen Architekturen und ist Leiter Innovation des Geschäftsgebiets PTD EA (Power Transmission and Distribution - Energy Automation).

Beschreiben Sie kurz Ihren beruflichen Werdegang

Schon während des Studiums absolvierte ich meine Praktika bei Siemens und arbeitete bis zur Diplomarbeit als Werkstudent bei vielen Automatisierungsthemen mit. Meine Diplomarbeit absolvierte ich bei Siemens A&D (Automation and Drives), wo ich später auch in der Forschung ein tiefgehendes Expertenwissen über Software-Entwicklung und den industrietauglichen Einsatz von Microsoft-Technologien auf bauen konnte. Weitere Stationen waren die Mitarbeit bei der Einführung der Komponentenentwicklung in diesem Bereich, einem halbjährigen Aufenthalt in den USA, mehrere Architekten-Aufgaben, bis ich schließlich zusammen mit einem Kollegen ein Consulting-Team aufbaute, das ich später als Projektleiter übernahm. Ziel des Teams war die Unterstützung von Software-Projekten durch technologische und architekturelle Expertise. Darüber hinaus war ich als führender Software-Architekt in vielen Projekten aktiv. Die Auszeichnung als "Siemens-Erfinder des Jahres" und die Auszeichnung eines "Artikel des Jahres" in der Elektronik machten das Jahr 2003 besonders erfolgreich. Ein Wechsel innerhalb von Siemens in die PTD ermöglichte mir die Übernahme einer Gruppenleitung sowie weiterer zentraler Aufgaben.

Wie wurden Sie "Siemens-Erfinder des Jahres"? Und worum handelt es sich bei jenem "Artikel des Jahres"?

Patente sind ein wichtiger Faktor, der zur Investitionssicherheit einer Firma beiträgt. Dies wird bei Siemens durch die Vergabe eines Preises gefördert. Abteilungsleiter nominieren Mitarbeiter mit den herausragendsten Erfindungsmeldungen. Aus jedem Siemens-Bereich werden daraufhin die besten Nominierungen ausgewählt, so dass ein Grüppchen von ca. 12 Erfindern für die Preisverleihung "Siemens-Erfinder des Jahres" übrig bleibt. Als langjähriger Mitarbeiter einer Forschungsabteilung lag es nahe, dass im Laufe meiner Tätigkeit eine ganze Reihe von Software-zentrierten Grundlagenpatenten entstanden ist. Um die Rolle von Software-Patenten im Unternehmen zu stärken, wurde ich deshalb für den Preis ausgewählt.

Den Artikel, der letztlich Artikel des Jahres in der Zeitschrift Elektronik wurde, habe ich zusammen mit meiner Kollegin Sissy Heindl über das Thema WebServices im Bereich der Automatisierungstechnikverfasst. Am Beispiel der von uns mitgeprägten Norm der OPC Foundation für die Definition einer Schnittstelle zum Zugriff auf Prozessdaten über WebServices zeigten wir die architekturellen Überlegungen auf, die einem im Automatisierungsumfeld tauglichen WebService zu Grunde liegen und wie sich die domain-spezifischen Probleme in den Griff bekommenlassen.

Kommen wir nun zurück auf Ihr Studium. Was haben Sie in Ihrem Studium besonders geschätzt?

Studenten sind Individualisten. Diesen Individualismus gilt es gerade während des Studiums zu fördern. Dies konnte an der FH Nürnberg im Studiengang Informatik vor allem durch überschaubare Studentenzahlen und einen dadurch vorhandenen persönlichen Bezug zu den Professoren im hohen Maße entstehen. Auch war es für die überwiegende Mehrheit der Professoren eine Selbstverständlichkeit, den Lehrstoff durch Praxisbezug auf anschauliche und einprägsame Weise zu vermitteln.

Haben Sie Anregungen für FH-Professoren, worauf sie bei der Ausbildung von Studierenden besonders achten sollten?

Software-Entwicklung hat in hohem Maße etwas mit Kommunikation und Teamfähigkeit zu tun. Auch ein technischer Studiengang sollte solche Soft-Skills über die gesamte Ausbildungsdauer fördern. Darüber hinaus ist es aus meiner Sicht wichtig, eine breitflächige Ausbildung aktueller, vom Markt benötigte Technologien und Methodiken zu gewährleisten. Dies stellt hohe Anforderungen an die Flexibilität der Professoren. Diese müssen technisch genauso am Ball bleiben, wie sie auch nie den Praxisbezug verlieren dürfen. Nur so ist es den Studentenmöglich, auch die realen Probleme und Anwendungsfelder hinter der Theorie zu verstehen. Gerade dadurch haben die Absolventen die besten Chancen beim Einstieg ins Berufsleben. Dies setzt natürlich voraus, dass die Professoren und der Fachbereich Kontakte zur Wirtschaftpflegen.

Warum haben Sie Informatik an der FH Nürnberg studiert?

Kein Studium kann eigene Erfahrungen ersetzen. Die (im besten Sinne des Wortes) Bodenständigkeit der an der FH Nürnberg angebotenen Ausbildung ist jedoch in der Lage, das später notwendige Handwerkszeug so zu vermitteln, dass es nicht nur "Schulwissen" bleibt. Zum anderen gilt es, die Selbständigkeit des Studenten zu fördern. Werden Schüler noch "eng" geführt und notfalls zum Wissen getragen, so soll während des Studiums durch geschicktes Fordern und Fördern die Unabhängigkeit der Studenten stimuliert werden. Dies ist meines Erachtens an der FH Nürnberg in hohem Maße gegeben. Durch ihren Praxisbezug und ihren engagierten Professoren bei gleichzeitig gutem fachlichem Ruf, stellte sie für mich die bessere Alternative zu einem Studium an einer Universität dar.

Nürnberg als Umgebung bietet darüber hinaus die notwendige "Infrastruktur", um das Studium durch ein studienbegleitendes Arbeitsverhältnis zu festigen.

Worin sehen Sie das Besondere bei einem Fachhochschulstudium?

Meine Beobachtungen, die sich auch in meiner eigenen Auswahl an Bewerbern widerspiegelt, zeigen, dass das Stigma eines Studienabsolvent "nur" einen FH-Abschluss vorweisen zu können schon lange überholt ist. Heute werden gerade die besten Absolventen einer FH aufgrund ihrer nach einer Einstellung schnell steigenden Produktivität gesucht. Auch ist durch die geregeltere Form einer Ausbildung, wo die Prüfungen nicht erst nach vielen Semestern ganz in der Ferne den Fokus leicht verlieren lassen, ein erheblicher zeitlicher Vorteil gegenüber der Universität möglich. Dieser lässt sich in vielerlei Hinsicht aktiv nutzen: Sei es,um zusätzliches Wissen durch einen Auslandsaufenthalt anzueignen, oder auch nur, um frühzeitig ins Berufsleben einzusteigen.

Wie schätzen Sie die Aufstiegschancen für Informatikabsolventen der Fachhochschule ein?

Wie bereits vorher gesagt, ist ein FH Studium in der Industrie einher vorragender Ausgangspunkt. Das ist sozusagen die Visitenkarte für den Einstieg ins Berufsleben. Um jedoch einen guten Arbeitsplatz zu finden und in diesem weiterzukommen, überwiegen andere Faktoren: Gesucht wird heute weniger der einfache, eindimensionale Software-Entwickler, sondern flexibel einsetzbare Persönlichkeiten mit Informatik-Background. Gut zu sein ist heute schon lange nicht mehr genug, um "Karriere" zu machen. Es ist vielmehr eine Notwendigkeit, die man einfach mitbringen muss. Wichtiger sind mittlerweile Flexibilität, Innovationsgeist, Führungsqualitäten, ein sicheres Auftreten und vor allem Kommunikationsfähigkeit. Bringt ein Student solche Fähigkeiten aus dem Studium mit – und an all diesen lässt sich aktiv arbeiten –steht einer Karriere so gut wie nichts mehr im Wege. Die "automatische Karriere" gibt es allerdings wohl nirgends mehr.

Was sind nach Ihrer Erfahrung die persönlich entscheidenden Faktoren für Ihren jetzigen beruflichen Erfolg?

Kaum jemand stellt sich während des Studiums die Frage: Wo möchte ich nach fünf Jahren Berufserfahrung sein und was muss ich dafür tun, um dieses Ziel zu erreichen. Doch nur, wenn man eine "Vision" vor Augen hat, kann man sein Studium auch mit dem notwendigen Fokus angehen. Das heißt natürlich nicht, dass man nicht spontan und flexibel auf sich bietende Gelegenheiten reagieren sollte. Will man im Beruf weiterkommen, muss man sich von den Anderen abheben. Dies kann man beispielsweise dadurch tun, dass man selbstständig Probleme identifiziert und Lösungen dafür erarbeitet und nicht nur in das allgemeine Lamentieren einfällt, dass etwas getan werden müsste. Engagement und der aktive Wille, etwas zu bewegen, heben gerade Neueinsteiger sehr schnell aus der Masse heraus. Wahrlich unersetzlich sind persönliche "Netzwerke". Diese zu "pflegen" ist eine zeitaufwändige, aber sehr lohnende und erfüllende Angelegenheit. Einen Gefallen bei dem ein oder anderen im richtigen Augenblick einzulösen, macht die Stärke des Networkings aus. Der Aufbau eines eigenen Netzwerks sollte bereits zur Studienzeit beginnen und zu keiner Zeit im Berufleben als abgeschlossen betrachtet werden.

Was sollten Absolventen zusätzlich zum erworbenen Wissen noch mitbringen?

Gute Noten sind ein Indiz für eine gute Auffassungsgabe und die Fähigkeit, Neues zu lernen. Doch eine häufig gestellte Frage im Einstellungsgespräch eines Absolventen ist die nach eigenen Aktivitäten des Studenten. Ein Student definiert sich ja nicht (nur) durch die Lehrinhalte. Vielmehr sind Fragen wichtig, ob er beispielsweise während des Studiums gearbeitet und dabei praktische Erfahrungen sammeln konnte. Hat er beispielsweise ein Software-Projekt über das Studium hinaus verfolgt? Wurden von ihm privat Ideen aufgegriffen, die er zielgerichtet weiterverfolgt hat? Dies zeigt mir viel über sein Engagement, Einsatzbereitschaft und der Fähigkeit erfolgreich zukommunizieren. Wer in der Branche sich nicht einbringen, auftreten und zumindest auch sicher präsentieren kann, wird einen schweren Stand haben. Genauso sind ideologische Scheuklappen gerade in der heutigen Zeit ein Luxus, den man sich nur schwerlich leisten kann.

Welche Tipps können Sie FH-Absolventen für ihr Studium geben?

Eine fundamentierte, breit gefächerte Ausbildung ist ganz wesentlich. Jedoch sollte man nicht einfach lernen, weil es so vorgegeben wurde. Viel wesentlicher ist es, die Zusammenhänge zu erkennen. Wer nach dem Abschluss des Studiums zum ersten Mal mit einer Firma Kontakt aufnimmt, hat bereits vorher einen wesentlichen Vorteil verspielt. Studenten sollten bereits während der Ausbildung Kontakte knüpfen; sei es durch Praktika, Werkstudententätigkeiten und vor allem der Diplomarbeit. Hiermit können sie bereits auf einfache Weise eine Arbeitsprobeabgeben, die ihnen später Türen zu öffnen vermag.

Und welche Tipps können Sie FH-Absolventen für ihre Berufslaufbahn geben?

Es mag hart klingen, aber der Arbeitsplatz eines einfachen Software-Programmierers ist zumindest bei größeren Firmen nicht mehr der sicherste. Der aktuelle Trend des Outsourcings wird sich noch weiter verstärken, bis er sich wohl wieder umdrehen wird. Heute ist es jedoch so, dass universell ausgebildete und flexible Leute gesucht und verstärkt aufgebaut werden. Deshalb mein zentraler Tipp: Der Werdegang eines "eindimensionalen" Entwicklers sollte der Vergangenheit angehören. Hierfür kann man bereits während des Studiums eine ganze Menge tun. Aber gerade die ersten Jahre im Berufsleben sind hierfür entscheidend.

Sie sprachen von einem Netzwerk im Vorfeld des Berufseinstiegs. Im Fachbereich haben wir eine Alumniseite eingerichtet, über die frühere Absolventen und heutige Studierende (nach einer Anmeldung, Datenschutz wird gewährleistet) untereinander in Kontakt treten können – die Fachhochschule als Plattform für ein Netzwerk. Welche Bedeutung messen Sie einem solchen Netzwerk im Berufsleben nach dem Studium bei?

Studenten können von den Erfahrungen "alter Hasen" v viel profitieren, wie auch umgekehrt die alten Hasen viele neue Einsichten durch frische Ideen gewinnen können. Grundlage hierfür ist es aber, dass die Fachhochschule nicht nur eine Plattform zur Verfügung stellt, denn dann wird das Ganze im Tagesgeschäft untergehen. Die Fachhochschule muss hier die Rolle der treibenden Kraft übernehmen und Anstrengungen unternehmen, die Leute zusammen zubringen. So lassen sich schon frühzeitig Kontakte knüpfen und Beziehungen aufbauen, die beiden Seiten zum Vorteil gereichen.

Ab dem Wintersemester 2005/2006 bieten wir als Schritt der Vereinheitlichung und Internationalisierung von Studienabschlüssen nur noch den Bachelor- und Master-Abschluss an, sowohl für Informatik als auch für Wirtschaftsinformatik. Die Dauer des Bachelor-Studiengangs ist bei uns am "oberen Ende" angesetzt, nämlich bei 7 Semestern. Wie schätzen Sie die Akzeptanz von Bachelor- und Master-Abschlüssen in der Wirtschaft ein?

Ich denke, es ist nicht vorrangig, wie ein Abschluss genannt wird. Wichtig sind die Fähigkeiten, die während eines Studiums vermittelt werden. Stimmen diese mit dem Profil überein, das von den Unternehmen benötigt und gefordert wird, ist das Thema Akzeptanz des Abschlusses sicherlich kein Problem. Ein praxisbezogenes Studium ebenso wie eine Reduktion der Studiendauer sind hier sicherlich gute Voraussetzungen.

Oliver Koeth, Berater für Projektmanagent und Technologie

Oliver Koeth, geboren 1971 in Langensendelbach, studierte von 1993 bis 1997 Informatik an der FH Nürnberg. Dabei war er Stipendiat der Bayerischen Hochbegabtenförderung und erhielt ein Absolventenstipendium der Freunde der FH Nürnberg. Er arbeitete danach in mehreren Software- und Beratungshäusern und ist aktuell Chefberaterin der Abteilung für Projektmanagement- und Technologieberatung im Business Segment CRM der Softlab GmbH, einem Unternehmen der BMW Group. Neben seiner Berufstätigkeit erwarb er einen MBA mit Schwerpunkt International Management Consulting an der Hochschule für Wirtschaft Ludwigshafen / University of Lincoln.

Worin bestehen Ihre Aufgaben als Chefberater für Projektmanagement- und Technologieberatung?

Ich versuche den Spagat zwischen Technik und Geschäft. Ich bin also einer der Softwareentwickler, die der Meinung sind, Powerpoint sei als CASE Tool völlig ausreichend. Konkret bin ich im Moment leitender Architekt bei einem Industriekunden für die Migration und Einführung eines komplexen web-basierten Systems, das die In-Service Support Phase eines militärischen Flugzeugtriebwerks unterstützt.

Nebenbei unterstütze ich Kollegen bei Akquisen und Angeboten, z.Z. zum Beispiel bei der Definition einer Systemumgebung einer komplexeren Siebel-CRM Installation, oder führe kleinere Beratungen rund um das Thema Software-Architektur durch; aktuell erarbeite ich zum Beispiel in einer Reihe von Workshops eine Architekturstrategie für die Evolution zweier Anwendungen bei einer Bank.

Haben Sie Anregungen für FH-Professoren, worauf sie bei der Ausbildung von Studierenden besonders achten sollten?

Programmieren! Es ist eine Schande, welchen Code diplomierte Informatiker teilweise abliefern. Neben allgemeinen Softskills (Teamarbeit, ... hier noch einmal Dank an Hrn. Dr. Eck) fällt mir spontan noch ein: Präsentieren und Argumentieren, sowohl mündlich als auch schriftlich, zum Beispiel für Besprechungen, Workshops oder Verhandlungen.

Wie schätzen Sie die Aufstiegschancen für Informatikabsolventen der Fachhochschule ein?

In der Wirtschaft: so wie für Absolventen anderer Hochschulen.

Was sollten Absolventen zusätzlich zum erworbenen Wissen noch mitbringen?

Für meine Umgebung gilt: Ein Interesse für Menschen, auch solche, mit denen man erst einmal nichts gemein hat. Daher auch einen guten Background zu Themen wie Wirtschaft oder Kultur. Ja selbst oder gerade Trivia wie Bundesliga, Autos, usw. helfen oftmals, das Eis beim Kunden zu brechen.

Welche Tipps können Sie FH-Absolventen für ihr Studium geben?

Nicht in der Masse mitschwimmen! Während des Studiums hat man auch Zeit für Dinge, die ggf. etwas abseits liegen. Mit zwei Kommilitonen war ich damals auf drei internationalen Programmierwettbewerben des ACM. Im Rückblick die schönsten Eindrücke des ganzen Studiums!

Und welche Tipps können Sie FH-Absolventen für ihre Berufslaufbahn geben?

Heiko Mell lesen. Seinen Tipps kann ich nichts mehr hinzu fügen ... auch wenn ich mich nicht immer daran halte ;-)

Tanja Petz, Beraterin für Customer-Relationship-Management-Software

Tanja Petz, geboren 1972 in Forchheim, studierte von 1995 bis 1999 an der Fachhochschule Nürnberg Informatik.
Davor arbeitete sie bereits mehrere Jahre als Softwareentwicklerin für die Firma Siemens im Bereich Automatisierungstechnik.
Nach ihrem Studium entschied sich Frau Petz für die Firma SAP. Ihr Tätigkeitsgebiet umfasst die Beratung von Kunden der SAP zum Thema CRM (Customer Relationship Management).

Worin besteht Ihre Tätigkeit als CRM-Beraterin?

Intensive Kundenbeziehungen bilden eine kontinuierliche Einnahmequelle und eine wesentliche Grundlage für das weitere Wachstum der Unternehmen, die ich berate. Customer Relationship Managment (CRM) steht als Sammelbegriff für Verfahren und Strategien zur Pflege der Beziehungen von Unternehmen zu Kunden, Interessenten und Geschäftspartnern. CRM dient dem Ziel, neue Kunden zu gewinnen, bestehende Kundenbeziehungen auszubauen und die Wettbewerbsfähigkeit und Unternehmensprofitabilität zu erhöhen.
Meine Tätigkeit besteht darin, Unternehmen vor, während und nach der Einführung der CRM-Software zu beraten.
Hierzu gehören Aufgaben wie Projektmanagement, Prozessdesign, Lösungskonzeption, aber auch die softwaretechnische Umsetzung von Konzepten.
Nebenbei unterstütze ich Kollegen in der Akquirierung von Projekten.

Worin sehen Sie das Besondere bei einem Fachhochschulstudium?

Für mich waren die Besonderheiten, dass ich das Studium in sehr kurzer Zeit abschließen konnte (3,5 Jahre) und dass während des gesamten Studiums ein Praxisbezug vorhanden war.

Was haben Sie in Ihrem Studium besonders geschätzt?

Ich fand es super, dass ich während meines Studiums ganz tolle Arbeitsgruppen hatte. Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und sind gemeinsam durchs Studium gegangen. Es haben sich Freundschaften gebildet, die auch heute noch bestehen.

Ein Kriterium, weshalb ich mich damals auch für ein Fachhochschulstudium entschieden habe, war die Praxisorientiertheit des Studiums. In diesem Punkt wurde ich auch während meines gesamten Studiums nicht enttäuscht.

Haben Sie Anregungen für FH-Professoren, worauf sie bei der Ausbildung von Studierenden besonders achten sollten?

Ich würde mir wünschen, dass sich Informatikstudenten viel mehr mit der Usabillity von Software auseinandersetzten. Leider ist es viel zu oft der Fall, dass hierbei der Endanwender zu wenig berücksichtigt wird. Oft werden Funktionen entwickelt, die der Anwender aufgrund der Komplexität nicht verwenden kann oder gar nicht braucht.

Wie schätzen Sie die Aufstiegschancen für Informatikabsolventen der Fachhochschule ein?

Ich denke, dass es beim Berufseinstieg teilweise noch bewertet wird, ob man von der Universität kommt oder von der FH.
Hat man allerdings den Einstieg ins Berufsleben geschafft, kommt es wirklich auf den Einsatz der Person an und nicht auf den Abschluss. Ich denke nicht, dass ich aufgrund meines FH-Abschlusses bei meinem Arbeitgeber bewertet werde.

Was sind nach Ihrer Erfahrung die persönlich entscheidenden Faktoren für Ihren jetzigen beruflichen Erfolg?

Als Berater ist es wichtig, sich in die Situation des Kunden versetzen zu können. Seine Prozesse zu verstehen, Lösungen zu entwickeln und diese praxisgerecht umzusetzen. Nur dann werde ich Erfolg haben und die Leistung wird geschätzt werden.

Natürlich ist es auch wichtig, eigenständig Lösungen zu entwickeln, konzeptionell zu denken, Lernbereitschaft zu zeigen, teamorientiert zu handeln und ein sicheres Auftreten zu zeigen.

Was sollten Absolventen zusätzlich zum erworbenen Wissen noch mitbringen?

Lernbereitschaft, Teamorientiertheit und kundenorientiertes Denken.

Welche Tipps können Sie FH-Absolventen für ihr Studium geben?

Durch das Lernen im Team fällt einem vieles leichter und es macht viel mehr Spaß. Für mich waren meine Kommilitonen immer sehr wichtig. Ohne sie hätte mir das Studium nur halb so viel Spaß gemacht. Ich empfand das Studium als einen sehr schönen Abschnitt in meinem Leben. Für mich war es nicht nur lernen.

Und welche Tipps können Sie FH-Absolventen für ihre Berufslaufbahn geben?

Eine Lernbereitschaft muss immer da sein, da sich die Produkte sehr schnell ändern. Ich kann dies bezogen auf die Produkte der SAP nur bestätigen. Hier wird man nie auslernen.

Alumni-Netz

Die Fakultät Informatik ist bemüht den Kontakt zu seinen Absolventen aufrecht zu erhalten. Darum betreiben wir das Alumni-Netz. Dieses Alumni-Netz soll unseren Alumni, unseren Studenten und uns helfen Kontakte aufrecht zu erhalten oder wieder aufzubauen.