Lithographie des heutigen Bauhofs (früher Peunthof)
Lithographie des Bauhofs (früher Peunthof, Sitz des ersten chemischen Laboratoriums, genutzt von 1836 -1904)

Die Fakultät Chemie blickt auf eine lange traditionsreiche Geschichte zurück

Die Technische Chemie hat an der Fachhochschule Nürnberg eine sehr alte Tradition. Sie geht mit ihrer Lehre, aber auch der praxisnahen Forschung und Entwicklung auf die Zeit der beginnenden industriellen Revolution zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zurück.

Chemisch-technischer Kurs an der städtischen Polytechnischen Schule (Gruppenbild)
Gruppenbild eines chemisch-technischen Kurses an der damaligen Polytechnischen Schule

Die Anfänge - Städtische Polytechnische Schule

Die mit der industriellen Revolution verknüpfte Veränderung des Handwerks hatte auch zur Folge, dass an vielen Orten Gewerbeschulen, Bauschulen und Polytechnika gegründet wurden. So entstand 1823 auch in Nürnberg die "Städtische Polytechnische Schule", die als älteste Vorläuferinstitution der TH Nürnberg betrachtet werden kann. An dieser Schule wurde vom Magistrat der Stadt bereits im Jahre 1829 der Chemiker Dr. Friedrich Wilhelm Engelhart als Lehrer für Physik und Chemie berufen. Eine seiner Aufgaben war die Einrichtung eines chemischen Laboratoriums.

Dr. Engelhart war Schüler bedeutender Chemiker seiner Zeit, u. a. von Berzelius in Stockholm und von Dumas in Paris. Das  "Handbuch der technischen Chemie", das damalige Standardwerk dieses Fachgebietes, wurde von ihm ins Deutsche übersetzt und mit zahlreichen wichtigen Anmerkungen versehen. Neben seiner Lehrtätigkeit und seinen literarischen Arbeiten lag ihm, um ein modernes Schlagwort zu verwenden,– der "Technologietransfer" besonders am Herzen: Er erwarb sich Verdienste als Helfer und Berater der aufkommenden Nürnberger Industriebetriebe. Leider verstarb Engelhart –bereits 1837.

Hauptlabor der polytechnischen Schule
Blick ins Hauptlabor der polytechnischen Schule

Zeit als staatliche Polytechnische Schule

1833 wurde die Polytechnische Schule vom Bayerischen Staat übernommen. Der Rektor der Staatlichen Polytechnischen Schule war von 1839 bis 1849 der Physiker Georg Simon Ohm. Die Chemie wurde zur Zeit des Ohmschen Rektorats vom ehemaligen Assistenten Engelharts, Thomas Leykauf, vertreten. Er wurde nach dem Tod seines Lehrers zum Professor berufen. Er machte sich durch Arbeiten auf dem Gebiet der Färberei einen Namen, war technischer Beirat einiger Unternehmen und Mitbegründer der NÜRNBERGER ULTRAMARINFABRIK. Mit Ohm zusammen publizierte er eine Arbeit über die Passivität des Eisens, in der bereits der Nachweis geführt wurde, dass dieses Phänomen durch eine Eisenoxiddeckschicht verursacht wird.

Die Absolventen der Staatlichen Polytechnischen Schule studierten an der sogenannten "kameralistischen Fakultät" der Universität München weiter oder gingen als Bautechniker, Maschinentechniker oder Chemietechniker in die einschlägige Industrie.

 

Wägeraum zu Zeiten der Industrieschule
Blick in den Wägeraum zu Zeiten der Industrieschule (um 1864)

Zeit als Industrieschule

1864 wurden die Polytechnischen Schulen Bayerns aufgelöst. Die Münchener Polytechnische Schule wurde im Rahmen dieser Maßnahme in eine Technische Hochschule, die heutige Technische Universität München, umgewandelt. Aus der Nürnberger Polytechnischen Schule entstand eine sogenannte Industrieschule. Diese hatte von Anfang an eine bautechnische, eine mechanisch-technische sowie eine chemisch-technische Abteilung. Die Studenten erwarben nach zwei Jahren die Berechtigung zum Besuch der Technischen Hochschule. Nach drei Jahren konnten sie direkt in die Industrie gehen, wo sie als Betriebsingenieure tätig werden konnten.

Leiter der chemisch-technischen Abteilung der Industrieschule wurde der von der Polytechnischen Schule als Königlicher Professor der Chemischen Technologie übernommene Thomas Leykauf. Darüber hinaus wurde 1870 auf Empfehlung Liebigs der Marburger Privatdozent Dr. Hermann Kämmerer als Professor für Chemie und Mineralogie berufen. Als Leykauf 1871 starb, wurde Kämmerer sein Nachfolger als Leiter der chemisch-technischen Abteilung.

Kämmerer hatte seine Studien an der Staatlichen Polytechnischen Schule in Nürnberg als Schüler Leykaufs begonnen, dann in Leipzig und Heidelberg u. a. bei Bunsen und Carius fortgesetzt und war schließlich Assistent Liebigs in München geworden, bevor er sich in Marburg habilitierte. Nach seiner Berufung richtete er in Nürnberg ein, für die damalige Zeit, mustergültiges Unterrichtslaboratorium ein. Studenten führten darin chemische Analysen in größerem Umfang als bisher selbständig durch. In diesem analytischen Praktikum hospitierten auch Studenten der Universität München.

Das Hauptportal der Industrieschule mit angrenzendem Chemiegebäude
Seitlicher Blick auf das Hauptportal der Industrieschule mit angrenzendem Chemiegebäude

Ferner führte Kämmerer im chemischen Laboratorium der Industrieschule im Auftrag des Magistrates als "Stadtchemiker" zusammen mit zwei Assistenten Untersuchungen von Wasser, Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenständen durch. Dadurch wurde das von Professor Kämmerer geleitete Laboratorium zur Keimzelle der Chemischen Untersuchungsanstalt der Stadt Nürnberg, die heute noch existiert.

 

 

Die Chemie wurde an der Polytechnischen Schule nur durch einen Lehrer vertreten. An der Industrieschule jedoch reichte eine Lehrkraft nicht mehr aus. Professor Kämmerer war durch die starke Frequentierung seines Labors auch durch externe Studierende, seine Tätigkeit als Stadtchemiker sowie seine wissenschaftlichen Arbeiten stark beansprucht. Deshalb wurde ab 1873 der Unterricht in Mineralogie und chemischer Technologie Lehrbeauftragten übertragen.

 

Nach dem Tod Kämmerers im Jahre 1898 wurde der Königliche Reallehrer Dr. Georg Zwanziger als Königlicher Professor an die Industrieschule berufen und zum Vorstand der chemisch-technischen Abteilung ernannt. Während seiner Amtszeit entstand 1904 aus der Industrieschule das Königlich-Bayerische Technikum Nürnberg. 1919, nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie, wurde die Nürnberger Ausbildungsstätte in "Höhere Technische Staatslehranstalt" umbenannt. Die Absolventen der chemisch-technischen Abteilung erhielten ein Zertifikat, in dem die Befähigung zur Ausübung des Berufes eines "Chemiker-Ingenieurs" bestätigt wurde.

 

Zu diesem Zeitpunkt bestand der Lehrkörper der chemisch-technischen Abteilung aus den vier Herren Dr. Braun, Dr. Röll, Dr. Luff und Dr. Hauser, von denen die beiden letzten Kämmerer-Schüler waren. 1928 übernahm der inzwischen zum Professor ernannte Dr. Röll die Leitung der chemisch-technischen Abteilung, die er auch während der Zeit des Dritten Reiches und danach bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1956 beibehielt.

Die Hochschule im Dritten Reich

Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung hatte plötzlich die Politik Eingang in die Schule gefunden. Der Nationalsozialismus brachte dem Fachschulwesen durchaus eine gewisse Sympathie entgegen. Es sollte der Förderung unbemittelter Begabter dienen und einen "Ausleseprozess" ermöglichen. Die praxisbezogene Ausbildung, die der Theoriefeindlichkeit der Nazis entgegenkam, sollte einen Modellcharakter für andere Zweige des Bildungswesens haben. Diese Wertschätzung zeigte sich zum Beispiel darin, dass der Kultusminister Schemm anlässlich der Hundertjahrfeier an Pfingsten 1933 der Höheren Technischen Staatslehranstalt zur Erinnerung an ihren früheren Rektor, den großen deutschen Physiker Georg Simon Ohm, den Namen "Ohm-Polytechnikum" verlieh.

Die Wertschätzung hatte aber auch eine Kehrseite. Vor dem Hintergrund von öffentlichen Äußerungen gegen Hitler und deutsche Bestrebungen kam es unmittelbar nach der Jahrhundertfeier zu einer Denunziation eines nationalsozialistischen Studenten. Sie führte zu einer Pressekampagne in der "Fränkischen Tageszeitung" gegen den Direktor des Ohm-Polytechnikums Dr. Vetter. Die noch vorhandenen Unterlagen zeigen, welchen unwürdigen Wirbel eine derartige Aktion damals auslöste: Dr. Vetter musste sich zu diesen Vorwürfen öffentlich vor dem Lehrkörper, der Beamtenschaft und den Studierenden rechtfertigen.

 

 

Der Lehrbetrieb wurde außerdem durch politische Aktivitäten, wie Flaggenehrungen, Kundgebungen, gemeinsames Anhören von Rundfunkreden des "Führers und Reichskanzlers", politische Vorträge etc. erheblich beeinträchtigt.

Der Vorstand (Dr. Gsundbrunn, Dr. Deuerlein, Dr. Wollner und Dr. Fäustle) der chemisch-technischen Abteilung wurde bis auf Prof. Dr. Röll 1945 auf Befehl der Militärregierung entlassen. Nur Dr. Fäustle kehrte nach Tätigkeit als Gymnasiallehrer und in der Industrie 1956 wieder an das Ohm-Polytechnikum zurück. An Stelle der entlassenen Herren kamen in den Jahren 1946 und 1947 die Herren Dr. Holstamm, Dr. Hobbie und Dr. Riederle als neue Mitglieder des Lehrkörpers hinzu.

Nach Luftangriff zerstörte Chemie- und Verwaltungsgebäude
Blick in den Innenhof des nach dem Luftangriff am 02. Januar 1945 teilweise zerstörgen Chemie- und Verwaltungsgebäudes des Technikums

Die Hochschule in der Nachkriegszeit

Unter der Leitung von Prof. Dr. Röll führten diese Herren ab dem Sommersemester 1946 den Lehrbetrieb unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit weiter. 1952 wurde die Studiendauer von fünf auf sechs Semester erhöht, was eine zusätzliche Mehrbelastung bedeutete. Dabei machte sich zunehmend die räumliche Beengtheit bemerkbar.

Das alte Chemiegebäude an der Liebigstraße wurde den modernen Erfordernissen nicht mehr gerecht. Dieses Domizil der chemisch-technischen Abteilung war im Jahre 1904 bezogen worden, zur gleichen Zeit wurde aus der Industrieschule das Königlich-Bayerische Technikum. Dieses Laborgebäude ersetzte das erste chemische Laboratorium, das nach den Plänen von Dr. Engelhart im Peunthof (heute Bauhof) errichtet und 1836 bezogen wurde. Der Bau, in dem sich auch die mechanischen Werkstätten der Schule befanden, lag neben dem ehemaligen reichsstädtischen Rentamt, das seit 1828 die Polytechnische Schule beherbergte.

Um 1900 stieg die Zahl der Studierenden stark an. Außerdem entwickelte sich, zunächst im Rahmen der mechanisch-technischen Abteilung,– das Fach Elektrotechnik. Hierfür wurde ebenfalls 1900 ein Professor berufen, dies bildete schließlich die Grundlage für eine vierte Abteilung. Diese Entwicklungen machten eine räumliche Vergrößerung der Industrieschule erforderlich, die im Peunthof nicht möglich war. In dieser Situation war es daher sehr günstig, dass die Firma Klett & Co nach Fusion mit der Maschinenfabrik Augsburg zur MAN in die Südstadt verlegt wurde und so ihr bisheriges Gelände in Wöhrd zum Verkauf anstand.

Theodor Freiherr von Cramer-Klett verkaufte dieses Areal der Stadt Nürnberg zum halben Preis unter der Bedingung, dass die Industrieschule dort gebaut werde. So konnte diese im Frühjahr 1904 einen großzügigen Bau an der Wollentorstraße beziehen. Unmittelbar neben dem Hauptgebäude entstand das Chemiegebäude in der Liebigstraße. Das zur Verfügung stehende Areal zwischen Wollentorstraße, Liebigstraße, Prinzregentenufer und Wassertorstraße war so reichlich bemessen, dass auch für spätere Erweiterungsbauten Baugrund zur Verfügung stand.

Spuren des Luftangriffs vom 02. Januar 1945
Blick auf die teilweise zerstörten Gebäude nach dem Luftangriff vom 02. Januar 1945

Durch den schlimmsten Angriff auf Nürnberg im Zweiten Weltkrieg am 2. Januar 1945, wurden Teile des Hauptgebäudes zerstört. Das Chemiegebäude kam dagegen relativ glimpflich davon: es gab lediglich Fenster- und Türschäden und das Dach war teilweise zerstört. Nachdem die Militärregierung die Lizenz erteilte wurde durch eine Gemeinschaftsleistung von Lehrern, Beamten und Studierenden die Gebäude mit eigenen Mitteln soweit hergestellt, dass 1946 ein Notbetrieb aufgenommen werden konnte.

Die Aufbauarbeiten an den alten Gebäuden zogen sich bis 1953 hin. Dabei war bereits in der Aufbauzeit klar, dass die Altbauten in Zukunft nicht ausreichen konnten. Es wurde daher bereits in dieser Phase ein Raumprogramm für die Erweiterung der Akademie aufgestellt. Besonders dringlich erschien der Neubau eines Chemiegebäudes. Dieses sollte daher in einem ersten Bauabschnitt zusammen mit einem radiochemischen Labor und einem Kesselhaus erstellt werden.

1961 wurde dieser Bauabschnitt fertiggestellt und am 9. Oktober 1961 feierlich durch Kultusminister Dr. Maunz übergeben. Die Festrede hielt "Atomminister" Prof. Balke. 1966 wurde das alte Chemiegebäude an der Liebigstraße abgerissen und durch einen Bau für Verwaltung und Bibliothek ersetzt. Das 1961 fertiggestellte Chemiegebäude am Prinzregentenufer diente mehr als 47 Jahre noch nach seiner Entstehung als Heimat für Forschung und Lehre, bis es mit einem Neubau ersetzt wurde.

Gruppenbild Radiochemie
Ein Gruppenbild aus dem Radiochemischen Institut (zwischen 1961-1985)

Nuklearchemie an der GSO

Der Schwerpunkt der Ausbildung lag zur Zeit Dr. Engelharts und Leykaufs auf dem Gebiet der chemischen Technologie. Eine neue Ära ergab sich nach der Berufung Kämmerers. Durch dessen Arbeitsschwerpunkt, der auf dem Gebiet der Analytik lag, verschob sich auch der Ausbildungsschwerpunkt der chemisch-technischen Abteilung der Industrieschule auf dieses Gebiet. Auch an der Höheren Technischen Lehranstalt und am Ohm-Polytechnikum blieb die Analytik bis nach dem Zweiten Weltkrieg Ausbildungsschwerpunkt.

Erst ab den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Lehrplan stärker ingenieurwissenschaftlich ausgerichtet. Neben den chemischen Grundlagenfächern wurde nun die Physikalische Chemie als Grundlage der chemischen Technik ausgebaut. Außerdem wurde der Studienplan um die Lehrgebiete der Mechanischen und der Thermischen Verfahrenstechnik, der Chemischen Reaktionstechnik sowie der Mess- und Regelungstechnik erweitert. Als wichtige Spezialisierung kam die Makromolekulare Chemie und ihre Anwendung in der Kunststofftechnik hinzu.

Abbildung einer Laborrechenanlage
Abbildung einer Laborrechenanlage in den fünfziger Jahren

Auch die Nuklear- und Radiochemie fanden Eingang in den Studienplan. Nach der Entdeckung der Uranspaltung durch Hahn und Strassmann und dem Bau der Atombombe gelang der Kerntechnik nach dem Zweiten Weltkrieg der Bau des ersten Kernreaktors. Diesem Erfolg wurde enorme Bedeutung beigemessen. Man glaubte mit Hilfe der Kernkraft den Energiebedarf der Industriegesellschaft für die Zukunft sichern zu können, und unabhängig von den fossilen Energieträgern zu werden. Daher war man der Ansicht, dass Ingenieure verschiedener Fachrichtungen, vor allem der Technischen Chemie, mit den radiochemischen und isotopentechnischen Arbeitsmethoden in Theorie und Praxis vertraut gemacht werden sollten. Um dies zu ermöglichen, war der Bau des radiochemischen Institutes erforderlich, der wie oben ausgeführt, –gleichzeitig mit dem Bau des Chemiegebäudes erfolgte.

Der Umfang der radiochemischen und kerntechnischen Ausbildung wurde in den Richtlinien der Europäischen Atomgemeinschaft für eine Spezialausbildung in Radiochemie und Isotopentechnik festgelegt. Diese einsemestrige Euratom-Ausbildung wurde seit 1961 am Ohm-Polytechnikum angeboten. Teilnehmer waren Absolventen des Ohm-Polytechnikums, Studenten der Universität Erlangen-Nürnberg und Ingenieure aus der Industrie. Das erteilte Zertifikat wurde in den Euratomländern anerkannt. Als die öffentliche Haltung gegenüber der Kernenergie Ende der siebziger Jahre in vielen Ländern, besonders in Deutschland, immer skeptischer wurde, nahm bei den Studierenden die Nachfrage nach dem Fach ab. Daher wurde die Ausbildung in Radiochemie und Kerntechnik um 1985 schließlich eingestellt.

Das Radiochemiegebäude wurde zu einem Laborgebäude für die Physikalische Chemie, die bisher in mehreren Räumen des Chemiegebäudes untergebracht war, umgebaut.

"alter" Chemie-Bau (von 1961 bis 2008 Heimat der Fakultät Chemie)
Bild des alten Chemie-Bau's der Fakultät Chemie (von 1961 bis 2008 genutzt)

1960 bis 2006

Der geschilderte Ausbau des Studienplans nach verschiedenen Richtungen und die Zunahme der Studierenden auf das Vierfache von 1960 bis 1970 machte auch eine Erweiterung des Lehrkörpers erforderlich. Dieser umfasste 1971 vierzehn Dozierende.

Als im Jahre 1971 die Fachhochschule Nürnberg gegründet wurde, war das Ohm-Polytechnikum der wichtigste Bestandteil. Die chemische Abteilung wurde als Fachbereich Technische Chemie und Verfahrenstechnik in die Fachhochschule eingegliedert.

Seit 1972 wurden von diesem Fachbereich die beiden Studiengänge Technische Chemie und Verfahrenstechnik angeboten. Die Absolventen und Absolventinnen schlossen seitdem ihr Studium mit dem akademischen Grad eines Dipl.-Ing. (FH) ab.

Im März 1989 wurde der Fachbereich Technische Chemie und Verfahrenstechnik in zwei selbständige Fachbereiche, "Technische Chemie" und "Verfahrenstechnik", getrennt.

Nach der Einführung eines neuen Studienplans im Jahre 2003 wurde der Fachbereich Technische Chemie umbenannt in Fachbereich Angewandte Chemie. In diesem Namen spiegelt sich der traditionell anwendungsbezogene Charakter des Studiums wider.

Mit diesem Studienplan wurden erstmals drei Vertiefungsrichtungen (Allgemeine Chemie, Biochemie, Technische Chemie) angeboten, die den unterschiedlichen Interessen der Studierenden entsprechen. Alle drei Studienrichtungen bauten auf einem gemeinsamen Grundstudium auf, im Hauptstudium erfolgte dann die Spezialisierung. Mit der Einführung dieser Vertiefungsrichtungen, insbesondere der bislang unterrepräsentierten Biochemie, konnte die Attraktivität des Studiengangs erheblich gesteigert werden. Der Rückgang der Studienanfänger im Fach Chemie Ende der neunziger Jahre wurde dadurch aufgeholt.

Seitenansicht des neuen Chemiegebäudes (seit 2008)
Seitenansicht des neuen Chemiegebäudes, bezogen von der Fakultät Chemie im Jahr 2008

Das neue Chemiegebäude - 2006 bis Heute

Nach jahrzehntelanger Planungsphase wurde 2006 mit dem Bau des neuen T-Gebäudes begonnen. Das bis dahin genutzte C-Gebäude konnte aufgrund seines Alters nicht mehr an die deutlich gestiegenen Anforderungen hinsichtlich Sicherheit und Infrastruktur angepasst werden. Im Frühjahr 2008 wurde der Neubau bezogen und im Juni 2008 in Anwesenheit des Ministerpräsidenten Dr. Beckstein feierlich eingeweiht. Zur Ersteinrichtung wurden erhebliche finanzielle Mittel bereitgestellt, mit denen auch die Geräteausstattung modernisiert werden konnte.

Treppenhaus Chemiegebäude

Bachelor- und Masterstudiengang

Parallel zum Umzug wurde auch an der Fakultät AC der Bologna Prozess umgesetzt und der Diplomstudiengang zum Wintersemester 2007/2008  durch einen Bachelor-Studiengang unter Beibehaltung der Vertiefungsrichtungen "Biochemie", "Chemie" und "Technische Chemie" abgelöst.

Die Zahl der Studienanfänger bewegt sich seitdem stabil im Bereich von 150 pro Jahr. Bei der Gestaltung des Bachelor-Studiengangs wurde besonderer Wert darauf gelegt, den Praxisanteil nicht zu verringern und auch unter veränderten Rahmenbedingungen weiterhin gut auf die Berufspraxis vorbereitete Absolventen und Absolventinnen zu entlassen. Dies wird unter anderem erreicht durch die aktive Einbindung zahlreicher Studierender in laufende Entwicklungsprojekte in Zusammenarbeit mit Partnern aus der gewerblichen Wirtschaft.

Während die Studierenden anfangs den Bachelor of Engineering (B.Eng.) erwarben, wurde dieser Abschluss als Folge des Akkreditierungsverfahrens mit der Studienordnung 2010 durch den Abschluss Bachelor of Science (B.Sc.) ersetzt.

Als weiterführenden Studiengang bietet die Fakultät den Master in Angewandter Chemie (M.Sc.) an, in dem die drei Vertiefungsrichtungen des Bachelorstudiengangs abgebildet sind. Für die Absolventen und Absolventinnen der Vertiefungsrichtung Technische Chemie ist außerdem der fakultätsübergreifende Master-Studiengang "Chemieingenieurwesen und Energieverfahrenstechnik" geeignet.