18 studentische Alternativen für einen urbanen Stadtraum (Lehrforschung: Wintersemester 2016/17)

Die nun über einen Zeitraum von ca. 20 Jahre hinweg immer noch aktuellen Ausbaupläne zum Frankenschnellweg sind der Anlass über die Dilemmata in der Stadtplanung nachzudenken und die Relevanz der aktuellen Diskussion über menschengerechte und lebenswerte Städte mit diesem konkreten Ort in Beziehung zu setzen. Obwohl zahlreiche technische Anwendungen dem ÖPNV einen neuen Attraktivitätsschub bieten und wissenschaftliche Erkenntnisse immer wieder nachweisen, dass Straßenausbau immer noch mehr Verkehr anzieht, ist das Paradigma des fließenden motorisierten Individualverkehrs nach wie vor fest in die reflexartigen Denkschemata verankert. Der Weg zur rad- und fußgängerfreundlichen und menschengerechten Stadt ist weit und mühselig.
Innerhalb der Diskussion um den Klimawandel wurden auch Bemühungen, der Versiegelung unserer Landschaft Einhalt zu gebieten, debattiert. Eines der besten Mittel zum Erreichen dieses Zieles liegt in der Innenentwicklung der Städte. Seit einigen Jahren wachsen die Städte wieder. Dass dies auch Nürnberg betrifft, ist z.B. an den knappen Baulandreserven zu erkennen. Angefeuert durch die globale Finanzpolitik, die grob verkürzt zu neuen Wertanlagen im Immobiliensektor führt, hat sich dieses Problem massiv verschärft, sodass 2015 ein Bündnis für bezahlbaren Wohnraum verabschiedet wurde. Eines der Kernprobleme ist der Mangel an Wohnbauland. Die 18 Entwürfe der Studierenden zum Frankenschnellweg setzen sich u.a. mit diesen beiden Problembereichen auseinander.

Verlässt man Gostenhof zu Fuß oder mit dem Rad durch die Bahnunterführung hat man den Eindruck die Stadt zu verlassen. Von Süden aus der Südstadt betritt man den Frankenschnellweg mit seinen lebensgefährlichen, labyrintischen, autobahnartigen Fahrspuren und von Norden über die Ringüberführung ist eine Annäherung erst gar nicht erlaubt. Die Konsequenz ist, dass St. Leonhard und die weiteren westlichen Stadtgebiete vom trendigen Gostenhof und der vitalen Südstadt abgehängt sind, mit der zwangsläufigen Folge zahlreicher sozialer Probleme. Diese wurden bereits vor über 15 Jahre in der vorbereitenden Untersuchung der Stadt Nürnberg dokumentiert. Die Ausbaupläne zum FSW mit umfangreichen Einhausungen, genannt Tunnel, werden mit zusätzlichen Rampen und Abbiegespuren die Segregation St. Leonhards auf Ewig verfestigen. Im SoSem 2015 im Seminar „Können Nürnbergs Ausfahrtstraßen Boulevards werden?“ gelang Helena und Sophie Hellmann der Beweis, dass es eine vielversprechende Alternative zur Einhausung des Frankenschnellweges gibt. Den vielfachen Potentialen wollen wir mit diesem Projekt auf den Grund gehen. 
Aus diesen grob skizzierten Potentialen wird es die städtebauliche Aufgabe sein, die innerstädtische periphere Lage des Frankenschellweges in eine (natürlich) stark befahrene aber lebendige Stadtstraße (Boulevard) zu transformieren. Der FSW könnte als Ader für alle Verkehrsteilnehmer*innen einer pulsierenden, vernetzten dichten Stadt dienen. Der Umgang mit den Emissionen der Bahn und des FSW wird bei den Überlegungen eine wichtige Rolle spielen, ebenso wie mögliche Angebote für eine funktionierende Ankunftsstadt oder die historischen Spuren des König-Ludwig-Kanals. Ausgehend von diesem urbanen Rückgrat sollen von der Einmündung des Landwehrgrabens im Süden bis zur Unterführung des Ringes angrenzende brachliegende oder unternutzte Flächen auf ihre potentiellen urbanen Stadtstrukturen untersucht werden.

Dokumentation Teil 1

Dokumentation Teil 2

Projektleitung

Prof. Ingrid Burgstaller
Städtebau und Stadtplanung
Fakultät Architektur
Technische Hochschule Nürnberg
ingrid.burgstalleratth-nuernbergPunktde

Technische Hochschule Nürnberg

Dipl.-Ing. (FH) Thomas Rothenberger
Fakultät Architektur

Prof. Dr. Harald Kipke
Urbane Mobilität
Fakultät Bauingenieurswesen

Christian Schwandner
Space-Syntax Limited

Studierende

Verena-Debora Engel, Kai Gebhardt, Cora Gehrig
Regina Hagenmaier, Helena Hellmann, Sophie Hellmann
Jens Janetzko, Sven Jessl, Victoria Konuk
Dominik Kühleis, Thomas Laufkötter, Anja Mayer
Corinna Patzak, Ahmad Pordel, Patrick Schäferling
Maximilian Schilling, Dimitri Schledowitz, Sophia Scholl
Eva Stoll, Ka Xu

Bund Deutscher Architekten BDA, Kreisverband Nürnberg Mittel-/ Oberfranken

Bundesarchitektenkammer BAK

Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend BMFSFJ

Baulust – Initiative für Architektur & Öffentlichkeit e.V.

VCD – Verkehrsclub Deutschland e.V.