Lehrforschungsprojekt (SoSe 2024)

Prof. Ingrid Burgstaller

Im Jahr 2021/22 wurde das Forschungsprojekt „Ein Weltacker für Nürnberg“ von der Innovation und Zukunft Stiftung gefördert. Auf Basis der Ergebnisse beschloss der Stadtrat Nürnberg den Standort „Parkplatz zum Westpark an der von-der-Tann-Straße“ für den Weltacker zur Verfügung zu stellen. Inzwischen ist die Parkplatzfläche entsiegelt, der Boden für eine landwirtschaftliche Fläche vorbereitet und in 2023 erfolgte bereits die erste Pflanzperiode. Aufbauend auf diesen Erfolg und in synergetischer Wechselwirkung zum Weltacker soll mit diesem Förderantrag die Lehrforschung „Die Westgärten im Westpark“ auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei Sauerbrey, ein paar hundert Meter weiter östlich, ein weiterer „regenerativer und offener Begegnungs- und Wohlfühlort für die Stadt der Zukunft“[1] entstehen. 

Spätestens seitdem der Klimawandel eine Tatsache ist, sind auf Fragen der Klimaresillienz, des Temperaturausgleichs, der Biodiversität, des Bodenaufbaus und einer zukünftigen Nahrungsmittelproduktionen auf allen Ebenen der Planungen  angemessene Antworten zu finden. Es sollen mit diesem Antrag die städtebaulichen, landschaftsarchitektonischen und klimatischen Potentiale untersucht werden. 

Garten- und Parkanlagen hatten schon immer multifunktionale Nutzungen, welche einem stetigen Wandel unterworfen waren. Aktivitäten des Vergnügens, der Erbauung und der Erholung wechselten mit den Epochen, ebenso wie Definitionen der Schönheit und Ästhetik. Zudem hat der Garten selbstverständlich zu allen Zeiten Einfluss auf die Gesundheit, die Sinne, das Gefühl und den Verstand gehabt.[2] Das Verhältnis zwischen Stadt, Natur, Gartenbau und Landwirtschaft wurde über Jahrhunderte und Kontinente hinweg immer wieder neu definiert.

Didaktische ‚Naturerfahrung‘ hat eine lange Tradition. So entwickelte sich beispielsweise der Botanische Garten aus dem ursprünglich 1543 in Pisa der Medizinischen Fakultät unterstellten Hortus medicus im 18. und 19. Jahrhundert aufgrund der großen Sammlungen weltweit neuentdeckter Planzen, die bis heute wissenschaftlich kategorisiert werden.[3]

Im Architekturdiskurs wird nicht erst seit der Denkmalschutzbewegung der 1970er Jahre über das Weiterleben des baulichen Bestandes diskutiert. Nutzungsänderungen und  damit die Anerkennung des bereits Gebauten als ‚Ressource’ haben vor dem Hintergrund des Klimawandels massiv an Bedeutung gewonnen. Im Bestand wird nicht mehr ‚Altes, das zu beseitigen wäre’ gesehen, sondern vielmehr eine Inspiration für Neues. In diesem Sinne soll die ehemalige gewerblich genutzte Gärtnerei Sauerbrey als neue, inspirierende Ressource für den Westpark gesehen werden. 

 

[1] Miriam Wolf, Birgit Nadrau, Stiftung Innovation und Zukunft, Kurzkonzept „Die Westgärten“ Nürnberg, Stand September 2023

[2] Clemens Alexander Wimmer, Geschichte der Gartentheorie, 1898, S. 410 ff

[3] Hans Sarkowicz (Hg.), Die Geschichte der Götzen und Parks, 2001, 262 ff

Projektleitung

Prof. Ingrid Burgstaller
Städtebau und Stadtplanung
Fakultät Architektur
Technische Hochschule Nürnberg
ingrid.burgstalleratth-nuernbergPunktde

Beteiligte

Prof. Uta Stock-Gruber
Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Manfred und Barbara Schmitz
Vorstände
Innovation und Zukunft Stiftung 

Josef Kirchner
Studentische Hilfskraft
Technische Hochschule Nürnberg

Nicola Warnke
Studentische Hilfskraft
Technische Hochschule Nürnberg

 

Förderung

...durch die Stiftung Innovation und Zukunft mit einer Fördersumme von 17.000 €.