Initialprojekt: NCT – Nuremberg Campus of Technologie / Bereich: Energie und Speichertechnologien (11/2012 – 09/2015)


Auswertung der Fassadensystementwicklungen bzw. Bauprodukte/ Beispiel Technikbox (Quelle: Jan Serode)

Fassaden, als wesentliche Schnittstelle zwischen Außenklima und Innenraum, gewinnen für die Anordnung haustechnischer Systeme an Bedeutung: Dezentrale Lösungen an der baulichen Stelle, an der der Austausch von Licht, Luft und Wärme zur Konditionierung der Gebäude erfolgt, ohne aufwändige Leitungsführungen und -verteilungen. Der innovative Einsatz kompakter Systeme insbesondere bei der Lüftung verspricht flexible, nutzerfreundliche und kostengünstige Lösungen.

Bei dezentralen Lüftungssystemen wird Frischluft dem Gebäude raumweise über Fassadenöffnungen zugeführt. Innerhalb einer Technikbox erfolgt zunächst eine großflächige Filterung der Zuluft von Schadstoffen, Pollen und Feinstaubpartikeln. Es ist möglich die Technikbox mit Wärmerück-gewinnungsfunktion auszustatten. Hier erfolgt die thermische Energie-übertragung aus der Abluft an die Zuluft. Ein Wärmetauscher konditioniert die Zuluft bedarfsgerecht, bevor diese dem Raum zugeführt wird. Volumenkonstante Ventilatoren oder Volumenstrombegrenzer vermeiden Zugerscheinungen und reagieren auf wechselnde Winddruckverhältnisse an der Fassade. Bei der Abluftansaugung reagieren Luftqualitätssensoren auf CO2-Konzentration und Schadstoffbelastungen. Nach Durchlaufen des Wärmerückgewinners erfolgt die Abluftabfuhr dezentral über Fassadenöffnungen, die mit Klappen ausgestattet sind. 

Die industrielle Vorfertigung der Technikbox ermöglicht eine werkseitige Prüfung, die Fehler bei der gewerkeübergreifenden Zusammensetzung der technischen Komponenten vermeidet und eine hohe Qualitätssicherung garantiert. 

Zur Identifizierung und Konkretisierung der Arbeitsthemen wurde der aktuelle Stand von Forschungsaktivitäten und Praxisanwendungen recherchiert. In den letzten 10 Jahren sind eine Reihe von Projektarbeiten zum Thema durchgeführt und Pilotanwendungen realisiert worden, aber eine Systematisierung der unterschiedlichen Ansätze besteht nicht. Nach der Erfassung von 14 Projekten erfolgten Auswertung und Systematisierung mit der Zielsetzung eines Abgleichs der (konzeptionellen) Ansätze und vor allem Klärung der Übertragbarkeit auf die Bestandssanierung. 

Hierzu ergibt sich eine Unterscheidung in ganzheitliche Fassadensystementwicklungen und einzelne Bauprodukte. Fassadensystementwicklungen sind vorwiegend für die Bereiche Büro-, Verwaltungs- und Schulgebäuden konzipiert. Bauprodukte finden Anwendung im Bereich von Wohnungsbauten. Die Flächenbelegung der Fassaden durch die technische Einheit wird primär in flächig, linear und punktuell unterteilt. Innerhalb dieser Struktur erfolgt zusätzlich eine differenzierte Segmentierung.

Eine Auswertung der Fassadensystementwicklungen bzw. Bauprodukte erfolgt in Form einer Bewertungsmatrix nach 10 Kriterien wie Nutzung/ Eignung, Montage, Technikbox, Klimatisierung, Nutzung von Umweltenergien, Medienführung, Beleuchtung, Luftqualität, Schallemissionen und Lage der Technikeinheit zur thermischen Hülle. Das Ergebnis: Aufgrund der kompakten Bauweise der technischen Einheit und reduzierter Abhängigkeit von der zentralen Gebäudetechnik eignet sich die Mehrzahl der dezentralen Lüftungssysteme für Bestandssanierungen. 

Projektleitung

Prof. Dr.-Ing. Roland Krippner
Fakultät Architektur
Technische Hochschule Nürnberg
roland.krippneratth-nuernbergPunktde

Technische Hochschule Nürnberg / NCT-Energie

Fakultät Architektur
(M.Sc.) Jan Serode
(M.A.) Florian Bader
Simon Axmann
Michael Niederlechner

Publikationen

Herzog, Thomas; Krippner, Roland; Lang, Werner (Hrsg.): Fassaden Atlas. Kapitel: "Installierte" Fassaden. München: Edition Detail, 2016, S.322-327.

Posterpräsentationen

Krippner, Serode: Grünfassaden + Dezentrale Lüftung. Veranstaltung: 15. Münchner Wissenschaftstage „Wasser - Ressource des Lebens“. Marktstände der Wissenschaft. „Architektur und Wasser“ / Bayerische Architektenkammer, Bund Deutscher Landschaftsarchitekten bdla. München, Alte Kongresshalle auf der Theresienhöhe, 12.-15. November 2016.