HolzREGIO - Regionale Nutzung von Biobaustoffen. Vorlaufforschung zur Betrachtung und Nutzbarmachung von Regionalen Biobaustoffketten. (01/2024 - 12/2024)

Eigene Darstellung Vorlaufförderung HolzREGIO

Starke Preisanstiege von Schnittholz und Holzwerkstoffen Anfang des Jahres 2021 haben die wirtschaftliche Abhängigkeit und Anfälligkeit der Holzindustrie verdeutlicht. Ausgelöst wurden die regionalen Probleme der Bauwirtschaft durch Störungen der globalen Wirtschaftskreisläufe, die u.a. auf die Pandemie und die sprunghaft erhöhte Holznachfrage in den USA zurückgehen. Auf einmal standen dezentrale kleinteilige Betriebs-und Handwerkstrukturen im Stress einer international agierenden Bauwirtschaft. Durch die wirtschaftliche Abhängigkeit von den Holzwerkstoffproduzenten, wie z.B. Brettsperrholz und durch eine Verknappung von Material, ausgelöst durch eine plötzlich gesteigerte internationale Nachfrage haben Baustoffpreise ungeahnte Höhen erreichten und gleichzeitig Lieferschwierigkeiten für die Materialversorgung ausgelöst.

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Beachtung lokaler Produktions-und Lieferketten eine neue Bedeutung. “von hier für uns” kann eine Strategie sein, die wirtschaftlichen Abhängigkeiten industriell ausgerichteter Stoffströme zu überkommen und durch Nutzung regionaler Ressourcen die eigene Resilienz zu stärken. Die Versorgung der Baubranche mit dem Rohstoff Holz war im Waldland Bayern seit jeher regional und lokal durch kleine Sägereien und Hobelwerke gesichert. Regionale Akteure sind grundsätzlich in der Lage, den Materialbedarf auf lokaler Ebene und somit in einer Klimafreundlichen Lieferkette bereitzustellen. Die Rückbesinnung auf die vorhandenen Strukturen und das Handeln mit lokaler Verantwortung stärkt die kleinteilig organisierten Produzenten vor Ort. Da auf dieser Ebene jedoch nicht alle gewohnten Säge-und Holzwerkstoffprodukte zur Verfügung stehen, muss die Architektur auf das vorhandene Sortiment reagieren.

Um die Nutzung nachwachsender Rohstoffe aus regionaler Herstellung in der Architektur zu aktivieren und auszuschöpfen, bedarf es eines Bewusstseinswandels bei Bauherrn, Architekten und Handwerkern. Vereinzelte Initiativen, wie CarboRegio des Holzforum Allgäu oder der Starkholzplatte von ARS belegen das Potenzial der verstärkten Verwendung von regionalem Holz und Holzprodukte.

Die virulente Frage ist, welche Sortimente an nachwachsenden Baustoffen, Holz und Holzwerkstoffen regional in Bayern zur Verfügung stehen und was Bauherren und Planer wissen müssen, um das lokale Angebot bereits im Entwurf und der Planung neuer Bauwerke zu berücksichtigen. Wie können die gewohnten Konstruktionsprinzipien und Holzbauweisen adaptiert werden, um darauf materialgerecht zu antworten? Wie können kommunale oder private Waldbesitzer ihr eigenes Holz im Bauen nutzen, das lokal produziert wird?

HOLZregio geht diesen Fragen nach und schafft den Zugang, die Potenziale regional typischer Holzbaustoffe zu aktivieren und lokale Anbieter von nachwachsenden Bauprodukten, Bauherren und Architekten zusammenzuführen. Neben der Nutzung von Holz sollen auch bisher seltener genutzte Baustoffe wie z.B. Stroh, Lehm oder Typha (Rohrkolben) untersucht werden. HOLZregio betrachtet drei bayerische Regionen, um regionale Akteure und Produzenten zu identifizieren, Qualitäten vorhandener regionalen Produktarten zu erfassen und anschließend die sich daraus ergebenden Material-und Werkstoffarten sowie deren Verarbeitung in einem Kataster abzubilden.

Der Blick geht dabei immer in zwei Richtungen: wie lassen sich lokale Produktsortimente in der Architektur nutzen und wie können Impulse eines bewusst auf eine regionale kreislaufgerechte Wertschöpfung setzenden Entwurfsprozess die Produzenten stärken.

2024 werden in zwei Schritten Forschungsansätze identifiziert, die dazu beitragen, das Potenzial regionaler Holzbauprodukte und lokaler Akteure in einer digitalisierten Wertschöpfungskette zu verstehen und voranzubringen. Der Fokus liegt dabei auf der Erfassung von nachwachsenden Baustoffen und Bauelementen für geeignete Bautypen unter Berücksichtigung kurzer Wege und kreislauffähigen Produktionstechnologie. Daraus resultiert ein Statusbericht und ein Konzept mit Fragestellungen und Lösungsansätzen für einen Folgeforschungsantrag.

 

Projektleitung

Prof. Dipl.-Ing. Frank Lattke
Fakultät Architektur
Technische Hochschule Nürnberg
frank.lattkeatth-nuernbergPunktde

Technische Hochschule Nürnberg 

Fakultät Architektur
Benedikt Buchmüller
benedikt.buchmuelleratth-nuernbergPunktde

Technische Hochschule Nürnberg

Publikationen