Forschungsschwerpunkt „Gestaltungsdiskurs Industrie 4.0“

Industrie 4.0 ist eine kommunikative Herausforderung. Sowohl für die politische Ebene, die Wirtschaftspolitik, die Kundenkommunikation für produzierende Unternehmen, aber auch für die Mitarbeiterkommunikation von Betrieben. Industrie 4.0 wird als vierte Industrielle Revolution bezeichnet, weckt Hoffnungen und wird als Chance für den Produktionsstandort Deutschland als das Konzept für die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft bezeichnet. Gleichzeitig wird unter Industrie 4.0 die flächendeckende Vernetzung der Produktion mit ITK-Technologien, dem Internet der Dinge, Big-Data-Management usw. verstanden. Autonome Objekte, mobile Kommunikation oder Echtzeitsensoren erlauben neue Konzepte in der modularen und dezentralen Produktion bzw. eröffnen neue Möglichkeiten der Integration über die gesamte Wertschöpfungskette bzw. der Kundenanforderung. Hohe Variantenzahl und geringe Losgrößen bis hin zur Losgröße „1“ werden kostengünstig möglich. Dabei induziert diese Umorientierung auch gesellschaftliche Veränderungen mit Blick auf Arbeitswelt, Bildungsanforderungen oder politischen Rahmensetzungen. Gerade die gesellschaftliche Bereitschaft, die Chancen von Industrie 4.0 zu ergreifen hängt von der richtigen und umfänglichen Kommunikation des Konzeptes ab. Das betrifft sowohl die Kommunikation im politischen Diskurs, was Digitalisierung und IT-Infrastruktur betrifft, als auch die Kommunikation von Unternehmen mit Blick auf Märkte, aber gerade auch mit Blick auf aktuelle und potentielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Für den Standort Deutschland muss ein Gestaltungsdiskurs initiiert und gestaltet werden, der hilft, die Chancen von Industrie 4.0 zu nutzen und die Bedenken, die vor allem mit Blick auf den Wandel in der Arbeitswelt bestehen, ernst nimmt und in die Überlegungen integriert.

Im Forschungsschwerpunkt „Gestaltungsdiskurs Industrie 4.0“ entstehen Kommunikationskonzepte für KMU sowie Analysen von Meinungsbildern in Fach- und Wirtschaftsmedien.

Kontakt: volkermarkus.banholzer(at)th-nuernberg(dot)de

Von „Industrie 4.0“ zu „Industry 5.0“

IKOM WorkingPaper 2/2022

Abstract
Der Begriff Industry 5.0 ist im allgemeinen deutschsprachigen Diskurs aktuell nur wenig präsent. In Fachkreisen ist aber die Debatte um den Begriff „Industrie 5.0“ bereits im Gange. Die Kommentare reichen von konzeptionellem Unsinn bis hin zu notwendigen Kurskorrekturen, die bezeichnenderweise nicht von der Industrie selbst, sondern von der EU-Kommission initiiert wurden oder die Gesellschaft 5.0 und Industrie 5.0 als die Zukunft imaginiert werden Europa. Andere Forscher:innen fragen, ob dies die Koexistenz zweier industrieller Revolutionen – der vierten und der fünften – ist oder ob dies eine Fortsetzung und eine Evolution von einem Schritt zum anderen innerhalb industrieller Konzepte ist. Aber: die Konzepte von Society 5.0 und Industrie 5.0 sind keine einfache chronologische Fortsetzung oder eine Alternative zum Industrie 4.0-Paradigma. Die sich daraus ergebende Hauptfrage ist, ob „Green Deal“ als „Industrie 5.0“ oder „Gesellschaft 5.0“ an „Industrie 4.0“ anschließbar sind.

Die Konzepte der EU-Kommission „Green Deal“ oder „Industrie 5.0“ können als Antwort auf die Frage gesehen werden, welche normativen Grundlagen für die ebenso funktionale wie fragmentarische Governance der Netzwerkgesellschaft gefunden werden könnten. Moderne Gesellschaften, die dem Innovationsparadigma folgen, brauchen Orientierung. Konzepte wie „Industrie 5.0“ unterstreichen, dass eine vorausschauende Steuerung technologischer Entwicklungen möglich ist und schaffen hierfür einen Orientierungsrahmen. Ähnlich wie beim „Industrie 4.0“-Prozess und der Ankündigung der Vierten Industriellen Revolution durch die Bundesregierung im Jahr 2021 hat die Europäische Kommission nach Diskussionen unter Teilnehmern aus Forschung und Technik formell die Fünfte Industrielle Revolution oder „Industrie 5.0“ ausgerufen. Industrie 5.0 orientiert sich um drei miteinander verbundene Grundwerte wie Human Centricity, Sustainability und Resilience und ist daher keine technologiegetriebene Revolution, sondern eine wertorientierte Initiative, die den technologischen Wandel mit einem bestimmten Zweck vorantreibt. Industrie 5.0 adressiert die Herausforderungen einer funktional und fragmentarisch differenzierten Gesellschaft. Flexibilität, Agilität, Projektorientierung, Unternehmertum gehören zum Konzept. Industrie 5.0 konzentriert sich aber zudem auf gesellschaftliche Heterogenität in Bezug auf Werte und Akzeptanz, Messung der ökologischen und sozialen Wertschöpfung, Partizipation und Transparenz von Kunden oder Interessengruppen und NGOs, Interdisziplinarität der Forschungsdisziplinen und Systemkomplexität sowie Ökosystemorientierung. Aber: Industrie 5.0 erfordert auch neue Politiken und Politikinstrumente, eine Governance 5.0, neue Partnerschaften und neue Ziele für Politiken, die Industrie, Wissensgesellschaft und Wirtschaft betreffen. Außerdem braucht es einen Portfolioansatz für Forschungs- und Innovationsprojekte, verbunden mit der Bereitschaft und dem Auftrag, Risiken bewusst einzugehen – bei Entwicklungspfaden und Finanzierung.

Ist Industrie 4.0 gleich Industry 4.0?

Beitrag für die Jahrestagung 2019 der EUKO: „Wirtschaftskommunikation und Mobilität“ an der Wirtschaftsuniversität Wien 19.-21.09.2019

Prof. Volker M. Banholzer:

Ist Industrie 4.0 gleich Industry 4.0? Kulturelle Bedingungen der kommunikativen und konzeptionellen Adaption von Technologien und Innovationen – Deutschland und Norwegen im Vergleich

Abstact:

Industrie 4.0 hat sich als Begriff für das Konzept der Digitalisierung der industriellen Produktion in der wirtschaftspolitischen und gesellschaftlichen Debatte der vergangenen Jahre in Deutschland etabliert (vgl. Banholzer 2018). Das Konzept kann als kommunikativer Erfolg innerhalb der High-Tech-Strategie der deutschen Bundesregierung (vgl. BMBF 2015 und BMWi 2015) gewertet werden und findet auch Resonanz in anderen westlichen Industrienationen. So hat die Regierung von Norwegen 2017 offiziell eine „Industry 4.0-Strategy“ vorgestellt (vgl. Storting 2017) und die Ansätze des deutschen Konzepts Industrie 4.0 als Vorbild definiert.

Angesichts der neueren Forschung zu kulturellen Barrieren bei der Adaption von Innovationen ist zu fragen, ob auch der Verlauf der „Vierten Industriellen Revolution“ kulturbedingte Unterschiede aufweist. In der deutschen Debatte um Industrie 4.0 wurde bereits ein ausgeprägter nationalspezifischer Charakter ausgemacht und kritisiert (vgl. Hirsch-Kreiensen 2016) und auch erste Analysen beschreiben bei der norwegischen Rezeption und Adaption des Konzepts Industrie 4.0 landesspezifische Besonderheiten (vgl. Eleftheriadis/Myklebust 2018).

Der Vortrag beschreibt Industrie 4.0 als soziotechnische Vision, die einerseits bestimmte Werte und Ordnungsvorstellungen beinhaltet (vgl. Joly 2017) und deren Adaption kontextualisiert in einem bestimmten kulturellen Rahmen erfolgt (vgl. Pfotenhauer/Jasanoff 2017) und damit einer Veränderung unterliegt. Daran anschließend stellen sich Fragen nach der Kommunikation gemeinsamer technischer oder soziotechnischer Ziele und Visionen, zum Beispiel einer gemeinsamen Technologie- und Innovationspolitik der Europäischen Union oder in der internen oder externen Kommunikation von international operierenden Technologiekonzernen. Denn konzentriert sich der Diskurs in Deutschland vor allem auf Kontexte von Effizienz und Produktivität bzw. den Veränderungen der Arbeitswelt, wird Industry 4.0 in Norwegen als Mittel zur industriellen Diversifizierung gesehen und diskutiert. An der unterschiedlichen Konnotation des Konzepts Industrie 4.0 in Norwegen und Deutschland wird deutlich, dass Kommunikation von vermeintlich eindeutigen technologischen Konzepten kulturbedingt unterschiedlich ausfallen muss (vgl. Schmidt 2018).


Literatur:

Banholzer, Volker M. (2018b). Gestaltungsdiskurs Industrie 4.0: Akzeptanzaspekte, Frames, Institutionalisierungen. In: Siems/ Papen (eds.) (2018). 221-238.

BMBF (2015): Bundesministerium für Bildung und Forschung: Industrie 4.0 – Innovationen für die Produktion von morgen. 2. Auflage. https://www.bmbf.de/pub/Industrie_4.0.pdf (Abgerufen am 20.02.2016).

BMWi (2015): Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Industrie 4.0 und Digitale Wirtschaft Impulse für Wachstum, Beschäftigung und Innovation. https://www.bmwi.de/BMWi/-Redaktion/PDF/I/industrie-4-0-unddigitale-wirtschaft,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf (Abgerufen am 20.02.2016).

Eleftheriadis, Ragnhild J./Myklebust, Odd (2018). Industry 4.0 and Cyber Physical Systems in a Norwegian Industrial Context. In: Wang et al. (eds.). Advanced Manufacturing and Automation VII. Lecture Notes in Electrical Engineering 451. Singapore: Springer Nature. 491-499.

Hirsch-Kreiensen, Hartmut (2016). Industrie 4.0 als Technologieversprechen. D.i. Soziologische Arbeitspapiere Nr. 46/2016. TU Dortmund.

Joly, Pierre-Benoît (2017). Beyond the Competitiveness Framework? Models of Innovation Revisited. In: Journal of Innovation Economics & Management 2017/1, No 22. p. 79-96.

Pfotenhauer, Sebastian/Jasanoff, Sheila (2017). Panacea or diagnosis? Imaginaries of innovation and the ‘MIT model’ in three political cultures. Social Studies of Science 2017, Vol. 47(6) 783–810.

Schmidt, Christopher M. (2018). Technik der Kommunikation als kulturbedingte Konzeptualisierungs-Traditionen. In: Siems/Papen (eds.) (2018), pp 19-37.

Siems, Florian U./Papen, Marie-Christin (eds.) (2018). Kommunikation und Technik. Ausgewählte neue Ansätze im Rahmen einer interdisziplinären Betrachtung. Wiesbaden: Springer VS.

Storting (2017). Industrien – grønnere, smartere og mer nyskapende. Melding til Stortinget 27/2016-2017. Tilråding fra Nærings- og fiskeridepartementet 31. March 2017.

Listening Center für Forschung und Ausbildung an der TH

Die Journalisten- und PR-Ausbildung an der Technischen Hochschule Nürnberg bekommt ihr eigenes Listening Center, um in den Social-Media-Kanälen Trend- und Stimmungsverläufe zu Innovations- und Technikthemen zu erforschen. Mit der Einrichtung des Listening Centers für die TH Nürnberg vertiefen das Audience Engagement Team der Düsseldorfer Rheinische Post und der Studiengang Technikjournalismus/Technik-PR ihre Kooperation.

Was denkt das Netz zu Technologiethemen wie Industrie 4.0, Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz? Das sind die Fragen, denen der Forschungsschwerpunkt Innovationskommunikation der Technischen Hochschule Nürnberg bereits seit einem Jahr mit der Methode Social Listening nachgeht. Dazu wurden in einer Kooperation mit der Rheinischen Post aus Düsseldorf das Listening Center der Redaktion genutzt und entsprechende Daten erhoben und ausgewertet. Das eigene Listening Center kann für mehrere Forschungsprojekte genutzt und besser in die Lehre integriert werden.  Stimmungen und Einstellungen zu teilweise umstrittenen Themen wie Künstliche Intelligenz oder Robotik nahezu in Echtzeit beobachten und analysieren zu können, das verspricht sich Prof. Volker Banholzer vom Einsatz des Listening Centers. Dabei interessieren drei Anwendungsgebiete:  „Wir wollen Ergebnisse für die Innovationskommunikation erzielen und den Nutzen der Auswertungen für journalistische Redaktionsarbeit an Studierende vermitteln,“ sagt Banholzer. „Interessant ist aber gerade das dritte Gebiet: der Nutzen von Social-Listening für die strategische Unternehmens- und Organisationskommunikation,“ unterstreicht Banholzer. Durch die Auswertung der Stimmungen zu Technologiethemen und der Redeanteile von bestimmten Protagonisten ließen sich für Unternehmen, Verbände oder Think Tanks auch Strategieempfehlungen etwa für die eigene Positionierung ableiten. Das ginge über die klassischen Mediamonitorings oder Reputationsanalysen hinaus. Mit dem Tool an der TH Nürnberg könnten auch Projekte zusammen mit Unternehmen oder Fachverlagen konzipiert werden. Im Blick hat Volker Banholzer dabei mittelständische Unternehmen aus der Investitionsgüterindustrie oder Cluster-Initiativen.

Das Listening Center wird bei der Rheinischen Post seit einigen Jahren erfolgreich für die redaktionelle Arbeit genutzt. „Alle unsere Journalisten in den mehr als 25 Lokalredaktionen erhalten ein persönliches Reporting, mit dem sie die Themen sehen, die für die Menschen in ihrem Ort relevant sind“, erklärt Daniel Fiene, Leiter redaktionelle Digitalstrategie der Rheinischen Post, das Projekt. Die Kolleginnen und Kollegen haben nicht nur soziale Netzwerke, sondern auch Foren und Nachrichtenportale im Blick. „Dadurch profitiert unsere Berichterstattung. Unsere Leser können sich sicher sein, dass wir alle sie betreffenden Themen im Blick haben. So konsequent hat bisher noch keine Redaktion in Deutschland die Themen im Netz ausgewertet.“ Für das Projekt ist die Rheinische Post mit dem Innovationspeis NOVA durch den Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger ausgezeichnet worden. Auch Google hat im Rahmen seiner Digital News Initiative das Listening Center gefördert.

V.l.n.r: Daniel Fiene (Leiter Digitalstrategie der Rheinischen Post), Hannah Monderkamp (Social-Media-Analystin), Prof. Volker M. Banholzer, Michael Bröcker (Chefredakteur Rheinische Post); Foto: RP

Social Listening: Dem Begriff „Industrie 4.0“ auf der Twitter-Spur

Industrie 4.0 oder die vierte industrielle Revolution bestimmen die Agenda der Tagungen und Konferenzen der Fach-Communities. Aber: Was denken User von Facebook, Twitter und Co. über Industrie 4.0, Digitalisierung und Society 5.0? Das ist die zentrale Frage für das gemeinsame Forschungsprojekt des Verlages der Rheinische Post (Düsseldorf) und der Technischen Hochschule Nürnberg. Daniel Fiene, Leiter Digitalstrategie der Rheinischen Post und Volker Banholzer, Leiter des Forschungsschwerpunkts „Gestaltungsdiskurs Industrie 4.0“ an der TH Nürnberg wollen die Trends und Stimmungen in den Social Media Kanälen zu Industrie 4.0 analysieren.

Die Anfangseuphorie beim Thema Industrie 4.0 scheint verflogen inzwischen sind Töne der Enttäuschung und skeptische Meinungen mehr im Vordergrund. Manche sprechen vom Tal der Enttäuschungen, das im Technologie Hype Cycle durchschritten wird. Ob sich diese Wahrnehmung mit Analysen aus den Social Media Kanälen belegen lässt, ist denn auch das zentrale Interesse der Untersuchung.

Das Werkzeug für diese Untersuchung ist das sogenannte Listening-Center der Rheinischen Post. Das Listening-Center ist für die Rheinische Post (http://zeitgeist.rp-online.de/) die Grundlage für einen Journalismus, den Daniel Fiene als „data driven“ bezeichnet. Damit beobachtet die Onlineredaktion in Düsseldorf Thementrends im Netz und erstellt aufgrund dieser Analysen und Stimmungen für die Redaktionen Recherchehinweise. „Social Media gehört zu den wichtigsten Meinungsbarometern unserer Gesellschaft,“ erklärt Daniel Fiene. Mit dem Listening Center war die Rheinische Post das erste Verlagshaus, das auf einen eigenen Algorithmus zur Stimmungsanalyse in den Social Media Kanälen setzt.

Die Kooperation von Rheinischere Post und Technischer Hochschule Nürnberg ist auf zunächst ein Jahr angelegt. Die Analyse der Netz-Stimmung zu Industrie 4.0 mit dem Listening Center ist Teil eines größeren Forschungsvorhabens der Technischen Hochschule Nürnberg zu Framing und Akzeptanz von Innovationen, das von der Staedtler-Stiftung gefördert wird. Neben der Analyse der Social Media Kanäle werden auch klassische Fach- und Publikumsmedien sowie die zentralen Äußerungen der wichtigsten Akteure in der Diskussion um Industrie 4.0 untersucht.

Forschungsprojekt: „Akzeptanz von Technologien – Akteurkonstellationen und Frames in der Diskussion um Industrie 4.0“

Gefördert von: Staedtler Stiftung Nürnberg

Innovationen und Technologien sind für einen High-Tech-Standort und allgemein für eine Volkswirtschaft wie Deutschland von entscheidender Bedeutung. Ob sich Technologien oder innovative Konzepte entwickeln können, hängt maßgeblich von der Akzeptanz der Technologien ab. Diese Akzeptanz wird nicht nur durch die reinen technischen Eigenschaften einer Innovation bestimmt, sondern hängt von bestehenden Einstellungen und Diskursen in einer Gesellschaft ab, vor allem dann, wenn durch eine Technologie tiefgreifende Veränderungen in mehreren Subsystemen der Gesellschaft zu erwarten sind. Industrie 4.0 bestimmt als Begriff aktuell die Agenda in den Medien und in der wirtschaftspolitischen Diskussion. Von der erfolgreichen Umsetzung von Industrie 4.0 versprechen sich Politik, Wirtschaftsverbände und Unternehmen eine Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Gleichzeitig wird die Digitalisierung und Industrie 4.0 vielfältige und tiefgreifende Auswirkungen auf Gesellschaft, Politik, Recht und Wirtschaft haben. Der Erfolg von Innovationen wie Industrie 4.0 ist auf die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Technologien angewiesen. Akzeptanz baut auf bestehenden Diskursen und Deutungsrahmen auf, die vor allem über Medien vermittelt werden. Erstes Ziel der Untersuchung ist es, herauszufinden, wie die Industrie 4.0 im massenmedialen Diskurs als Begriff konstruiert, von den verschiedenen Akteuren sprachlich besetzt und in die Öffentlichkeit vermittelt wird.

  • Welche Medienpräsenz hat Industrie 4.0? (Agenda Building) In welchem Umfang und in welchem Ressort wird über Industrie 4.0 berichtet? Gibt es im Zeitverlauf von 2012 bis heute Änderungen im Umfang der Berichterstattung? (Issues-Attention-Cycle) Und wenn ja, wie können sie erklärt werden?
  • Wie wird über Industrie 4.0 berichtet? (Bias) Welche Themen und Interpretationsmuster kommen in der Berichterstattung vor? (Medien Frames) Gibt es einen Risiko-Chancen-Diskurs?
  • In welchem Umfang sind politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und wissenschaftliche Akteure und Akteursgruppen in der Berichterstattung präsent? Wie positionieren sich diese Akteure gegenüber der Industrie 4.0? Worauf beruht der Expertenstatus dieser Akteure?
  • Welche für Industrie 4.0 relevanten Begriffen werden zitiert? Welche semantischen Felder, Metaphern, Schlüsselwörter, Fahnenwörter und Stigmawörter werden in den Veröffentlichungen verwendet?

Zweites Ziel der Untersuchung ist es zu analysieren, ob sich Fachjournalistinnen und Fachjournalisten als Mitentscheider im Prozess der Einführung von Innovationen allgemein und konkret von Industrie 4.0 sehen.

Kommentar: Ausbildung 4.0? Aufgabe, Scheinlösung und Problem

Kaum eine Diskussion vergeht, in der nicht über die neuen Anforderungen in der Arbeitswelt gesprochen wird − für Arbeiterinnen und Arbeiter gleichermaßen wie für Führungskräfte. Industrie 4.0 stellt neue Aufgaben, fordert neue Qualifikationen und zieht neue Studiengänge oder Ausbildungsberufe nach sich. Immerhin handelt es sich um die vierte industrielle Revolution….

Ein Kommentar im SPS-Magazin.

Arbeitspapier: Gestaltungsdiskurs Industrie 4.0

Innovationskommunikation und die Etablierung des Konzepts Industrie 4.0 - Akzeptanzaspekte, Frames, Institutionalisierungen

Ohne Produkt oder Dienstleistung zu sein ist Industrie 4.0 eine disruptive Innovation, die erheblichen Einfluss auf andere Systeme wie Gesellschaft, Politik und Recht haben wird. Industrie 4.0 wird Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitsrecht (Arbeit 4.0) beeinflussen, wird neue Aufgaben für Versicherungen (Roboterrecht) stellen, wird Wirtschafts-, Technologie- und Innovationspolitik herausfordern, wird das Finanzsystem mit Themen wie Finanzierungsstrategien für Innovationstechnologien bis hin zur Bewertung von Geschäftsmodellen konfrontieren, wird gesellschaftliche Strukturen durch die Veränderung von Arbeit beeinflussen oder Anforderungen an Hochschulen und Weiterbildung stellen.

Dabei wird Industrie 4.0 einerseits als Konzept und Technologie sozial konstruiert. Andererseits werden sich soziale Organisationen und Praktiken an diese Innovation anpassen. Dabei spielt Akzeptanz dieser Innovation eine wichtige Rolle, über die in einem Gestaltungsdiskurs verhandelt wird. Hierfür ist sowohl die Analyse der Vermittlung über journalistische Leistungsangebote bedeutend. Entscheidend ist zudem, welche Frames im Diskurs verwendet werden. Hier lassen sich Framing-Ansätze aus Policy-Forschung, politikwissenschaftlicher Bewegungsforschung sowie Journalismus- und Kommunikationswissenschaft nutzbar machen. In dieser Abhandlung werden exemplarisch zwei Frames skizziert. Einerseits die Bewertung von Industrie 4.0 unter den Aspekten von Datensicherheit und IT-Security und andererseits die Diskussion um die Entwicklung des Arbeitsmarktes mit Blick auf Robotik und Künstliche Intelligenz. Diese Frames machen auch deutlich, dass ob der gesellschaftlichen Bedeutung und Wirksamkeit von Industrie 4.0 ein breiter Gestaltungsdiskurs erforderlich ist, der allerdings erst am Anfang steht.

Zum Arbeitspapier: pdf

Newsgames für Ingenieure – Industrie 4.0 als Thema für Newsgames

Newsgames, Serious Games, Gamification. Schlagworte, die auch in Unternehmenskommunikation und Journalismus vermehrt auftauchen. Sender wie Arte oder das Onlineportal der Süddeutschen Zeitung bieten Games an, um komplexe Inhalte verständlich darstellen zu können und Wissen zu vermitteln. Neu ist, dass auch die Industrie jetzt auch auf Gamification setzt. Gerade für ein komplexes Thema wie Industrie 4.0 eignen sich Games-Ansätze.

Ein Pilotprojekt startet jetzt in Kooperation von VDI Verlag, den Spieleentwicklern von Industrial Newsgames und dem Studiengang Technikjournalismus/Technik-PR. Entstehen soll ein Newsgame, welches Interessierten die Facetten der Ingenieurberufe transparent machen soll. Stichworte sind: Industrie 4.0, Mensch-Maschine-Schnittstelle oder der Ingenieurberuf in der Zukunft.

Im Forschungsschwerpunkt „Gestaltungsdiskurs Industrie 4.0“ werden Studierende des Studiengangs Technikjournalismus/Technik-PR das Game konzipieren, mitgestalten und multimedial aufbereiten. Und vor allem auch wissenschaftlich evaluieren.

Industrie 4.0 – Thema in der Chefetage nicht auf dem Shopfloor?

Erste Ergebnisse der Umfrage unter Verantwortlichen der Unternehmenskommunikation im Maschinenbau.

  • Industrie 4.0 ist ein Thema für CEOs und Führungskräfte
  • Aktuelle und potentielle Kunden sind an Industrie 4.0 interessiert
  • Industrie 4.0 ist ein (sehr) wichtiges Thema für die Ansprechpartner in der Politik
  • Mitarbeiter sind kaum verunsichert und interessieren sich eher weniger für das Thema

Ausführliche Erläuterungen finden sie hier.