In der Kommunikationswissenschaft wird das Verhältnis von Technik und Gender vermehrt in den Blick genommen. Jüngst wiesen Kinnebrock und Nitsch (2020) auf Gendering in der Technikberichterstattung hin, was die geschlechterstereotype Attribuierungen auf der Akteurebene bezeichnet. Zu den Möglichkeiten eine geschlechtergerechte Repräsentation von Technologien und Entwicklungen sowie Elementen der Partizipation oder deren Nutzung im Web 2.0 liegen nach Analyse von Peil et al. (2020) noch sehr wenige Forschungsergebnisse vor. Die Autorinnen bilanzieren denn auch, „dass Studien, die sich mit medialen Repräsentationen von Technik und Geschlecht auseinandersetzen, in der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung zu Beginn der 2020er Jahre ein Desiderat darstellen – trotz des zentralen Stellenwerts von Analysen der Geschlechter(rollen)bilder in den Medien“.

In Science & Technology Studies (STS) werden aktuell Ansätze von Ko‐Konstruktion von Technologie und Gender (Sagebiel 2014) oder zur Identifikation von „Möglichkeiten feministischer Interventionen in die Entwicklung und Gestaltung technischer Artefakte“ (Paulitz & Prietl 2021, S. 279) diskutiert. Technik wird aus dem Blickwinkel einer feministischen Technikphilosophie als kulturelles Projekt und Produkt verstanden, das in soziokulturellen Prozessen von Personen in ihren jeweiligen soziokulturellen Positionierungen mit vielfältigen politischen und ökonomischen Interessen hergestellt wird (Ernst 2013, S. 113). Trotzdem werden in der Diskussion um geschlechterdiskriminierende Technologieentwicklungen (Leicht‐Scholten & Bouffier 2020) und die noch immer zu geringe Bezugnahme auf die Kategorie Geschlecht in der Technikentwicklung (Joost, Bessing & Buchmüller 2010, S. 15) oder die Bedeutung gesellschaftlicher Geschlechternormen im Zusammenwirken mit vorherrschenden Technikbildern für die Berufswahl von Frauen (Schmeck 2019, Wächter 2015) kritisiert.

Gerade der Fokus auf Technologie, Entwicklungspfade und Implikationen der F&I‐Politik und deren medialer Repräsentation bietet eine Gelegenheit zur interdisziplinären Bearbeitung und zu einer weiteren Öffnung der Kommunikationswissenschaften gegenüber Genderaspekten. Das trifft sowohl auf Rollenbilder und Rollenerwartungen, als auch Berichterstattungs‐ und Rezeptionsmuster zu. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt Gender, Innovation und Technikjournalismus GITJOU betrachtet die Rolle von Medien, Journalismus, Journalistinnen und Journalisten als Intermediäre im F&I‐Diskurs unter der Fragestellung der Gendersensibilität und deren impliziten und expliziten Wirkung auf Technikrezeption, Technikgestaltung und gesellschaftlichen Technikdiskurs. Medien und Journalismus sind als Intermediäre wesentlich an der Wahrnehmung von Technologien (Kohring 2001), der diskursiven

Entwicklung von Technologiefeldern (Schaper‐Rinkel 2010) oder sozialen Konstruktion von Technologiemärkten (Banholzer2018) sowie als policybroker (Donges & Gerner 2019) im Kontext von Technologievermittlung oder der Aushandlung von gesellschaftlichen Technikkonflikten (Feindt & Saretzki 2010) beteiligt.

Veröffentlichungen zum Forschungsschwerpunkt sowie wissenschaftliche Working Paper finden Sie unter der Rubrik „Publikationen “. Vorträge, Präsentationen, Werkstattberichte von Studierendenprojekten und Abschlussarbeiten im Forschungsschwerpunkt finden Sie unter der Rubrik „Vorträge & Werkstattberichte“.

 

Aktuelle Meldungen über Forschungsprojekte, Tagungen, Workshops etc. finden Sie fortlaufend unter den Überschriften.

 

Kontakt: volkermarkus.banholzeratth-nuernbergPunktde  oder  falko.blaskatth-nuernbergPunktde

Publikationen

Banholzer, V.M., Wintermayr, A., Seiler, E., Blask, F. (2024). Gender-Sensibilität der journalistischen Technikberichterstattung – Explorative Einordnungen von Technikentwicklung sowie der Theorie, Ausbildung und Praxis von Technikjournalismus. In: Stumpf, M. (eds) Diversity in der Wirtschaftskommunikation. Europäische Kulturen in der Wirtschaftskommunikation, vol 36. Springer VS, Wiesbaden. https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-43199-0_16

IKOM WP 3/2022
Banholzer, Volker M. & Blask, Falko (2022). Gender, Technik und Innovation – ein weißer Fleck im Technikjournalismus. Forschungsprojekt Gender, Innovation und Technikjournalismus GITJOU. IKOM WP Vol. 3, No. 3/2022. Nürnberg: Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. PDF-Download

Vorträge und Werkstattberichte

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