29.02.2024

Lösungen für Wohnungslosigkeit brauchen Vernetzung

Wohnungslosigkeit und prekäres Wohnen sind soziale Probleme, die nur gelöst werden können, wenn viele Akteure zusammenarbeiten: Bei der ersten Tagung ihrer Art haben sich vom 22. bis 24. Februar 2024 an der Technischen Hochschule Georg Simon Ohm (Ohm) Vertreter*innen aus Verwaltung, Politik, Wissenschaft und Sozialer Arbeit mit Erfahrungsexpert*innen – also Menschen mit eigenen Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit – ausgetauscht. Das Format war ein Erfolg und soll durch eine weitere Vernetzung der Beteiligten fortgesetzt werden.

Die dreitägige Konferenz „Fragile Behausungen. Prekäres Wohnen und Wohnungslosigkeit in Zeiten multipler Krisen“ (Wolokon), gefördert durch Mittel der Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern, versammelte eine Reihe von wissenschaftlichen Vorträgen aus Soziologie, Sozialgeographie, Politikwissenschaften, Anthropologie, Architektur, Geschichtswissenschaften, Integrations- und Migrationsforschung, Kommunikationswissenschaften, Rehabilitationswissenschaften, Sozialgeographie, Stadt- und Raumplanung und Wohnforschung, ging aber bewusst über eine rein wissenschaftliche Tagung hinaus. Neben Vorträgen und Diskussionsrunden gab es viele interaktive Formate und künstlerische Beiträge wie eine Gemäldeausstellung, einen Poetry Slam und eine Literaturlesung, in denen Menschen ihre Erfahrungen mit Wohnen und Wohnungslosigkeit artikulieren konnten.

Diese Methodenvielfalt ermöglichte es, die Problemlagen rund um Wohnungslosigkeit und prekäres Wohnen auf unterschiedlichen Ebenen zu erörtern. Das sei wichtig, denn das Thema ist vielschichtiger als sein sichtbarer Teil, bei dem den Menschen nur noch der Schlafsack oder ein Pappkarton als Behausung bleibt. „Es gibt auch Formen von verdeckter Wohnungslosigkeit“, erklärt Prof. Dr. Frank Sowa. Der Inhaber der Forschungsprofessur „Prekäres Wohnen und Wohnungslosigkeit“ an der Ohm hat die Wolokon gemeinsam mit einem studentischen Team organisiert.

„Behausungen an sich werden fragiler, wenn Menschen zum Beispiel wegen häuslicher Gewalt in ihrem eigenen Zuhause nicht mehr sicher sind, wenn der Verlust der Wohnung droht oder es gesundheitliche Probleme wie Schimmel in der Wohnung gibt.“ Auch Lösungen wie Couch-Surfing bei Bekannten, Wohnheime und Einrichtungen mit großen Schlafsälen böten oft keinen richtigen Schutzraum, weil es im privaten Raum keinen Schutz vor sexueller Ausbeutung und in der Unterbringung wenig Privatsphäre gebe. „Stabilere Behausungen kann man dann erreichen, wenn möglichst alle relevanten Akteure zusammenkommen und nach Lösungen suchen“, sagt Sowa. Bei der Tagung habe sich gezeigt, dass tragfähige Lösungen neben der Ebene der politischen Entscheider*innen, der Ebene der Umsetzung in der Verwaltung, der Sozialen Arbeit und der Wissenschaft auch die Beteiligung der Erfahrungsexpert*innen selbst brauchen.

Gefordert wurde in den Diskussionsrunden auch, dass eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen notwendig ist, um das soziale Problem fragiler Behausungen zu beheben und nicht in eine Debatte über Zuständigkeiten und Finanzierungen zu geraten. Das europäische Ziel, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden, könne nur erreicht werden, wenn die genannten Akteure zusammenarbeiten und kreative Lösungen finden. Die rund 160 Besucher*innen der Tagung haben den Austausch als konstruktiv empfunden und möchten ihn fortsetzen. Wer an Vernetzung zum Thema interessiert ist, kann die Mailingliste des Forschungsnetzwerks Wohnungslosigkeit unter  https://www.listserv.dfn.de/sympa/info/forschung_wohnungslosigkeit abonnieren.

 

 

Weiterführende Informationen:

Bildinformation „29-02-24_Ohm_Wolokon-1.jpg“: Bei der Tagung zu prekärem Wohnen und Wohnungslosigkeit tauschten sich Vertreter*innen aus Verwaltung, Politik, Wissenschaft und Sozialer Arbeit mit Menschen mit eigenen Erfahrungen mit Wohnungslosigkeit aus. (Foto: Wolfgang Gillitzer)

Bildinformation „29-02-24_Ohm_Wolokon-2.jpg“: Veranstalter Prof. Dr. Frank Sowa von der Fakultät Sozialwissenschaften der Ohm moderierte auf der dreitägigen Konferenz die vielschichtigen Diskussionsbeiträge. (Foto: Simeon Johnke)

Link zum Projekt: https://wolokon.de/

 

 

Kontakt:

Matthias Wiedmann, Pressesprecher
T +49 911 5880-4101
presseatth-nuernbergPunktde
www.th-nuernberg.de

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