06.07.2021

Jüdisches Leben in Nürnberg sichtbar machen

Studierende der TH Nürnberg entwerfen Begegnungszentren an historischen Orten

Seit 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden nachweislich auf dem Territorium des heutigen Deutschlands, auch Nürnberg steht vor diesem Hintergrund als Stadt mit jüdischer Vergangenheit im Fokus. Architektur-Studierende der TH Nürnberg entwarfen deshalb Begegnungs- und Bildungsstätten an historischen Orten in der Innenstadt. Die Projektarbeiten erscheinen jetzt in einer Broschüre.

 

Nürnberg, 06. Juli 2021. Vom 12. Jahrhundert bis in die Weimarer Republik hatte sich in Nürnberg eine große jüdische Gemeinde entfaltet, die prägenden Einfluss auf die Entwicklung der Stadt hatte. Die Nationalsozialisten zerstörten dieses vielfältige jüdische Leben weitgehend. Spuren der jüdischen Geschichte Nürnbergs sind daher heute nur noch rudimentär vorhanden und kaum aufzufinden. Der Nürnberger Stadtrat hat sich daher kürzlich einstimmig für die Errichtung einer Begegnungs- und Bildungsstätte ausgesprochen, in der jüdische Kultur und Menschen sichtbar gemacht werden sollen.

Studierende der Fakultät Architektur an der TH Nürnberg haben sich im vergangenen Wintersemester bereits der Gestaltung einer solchen Begegnungsstätte gewidmet. Im „Entwurfsseminar“ sowie einer Bachelorarbeit sollte ein Ort der Erinnerung, des Austausches und der Begegnung entwickelt werden. Geleitet wurde das Projekt „Topographie jüdisches Nürnberg“ von Prof. Michael Stößlein, Prof. Florian Fischer und Xiaotian Li.

„Die Studierenden sollten dabei keine Entwürfe eines religiösen Ortes oder einen reinen Gedenkort schaffen, sondern einen Ort, an dem sich Menschen aller Religionen gemeinsam austauschen können“, erläutert Prof. Michael Stößlein die Aufgabenstellung.

Die Studierenden erarbeiteten dazu das Raumprogramm: Neben Flächen der Begegnung sollen auch Ausstellungsflächen entstehen, auf denen über das vielfältige Schaffen jüdischer Bürgerinnen und Bürger in Nürnberg berichtet wird. Auch geeignete Grundstücke wurden von den Studierenden recherchiert: beispielsweise die Baufläche der im 2. Weltkrieg zerstörten Moritzkapelle auf dem Sebalder Platz oder eine Fläche nördlich des Stadtmuseums Tucherschloss in der Hirschelgasse. So entstanden Entwürfe für die Sichtbarmachung jüdischen Lebens an vielen verschiedenen Plätzen in Nürnberg.

Im Rahmen einer virtuellen Präsentation stellten die Studierenden ihre Projekte den Vertretern der Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg vor – eine Auswahl der Arbeiten wurde der Öffentlichkeit anschließend Anfang Mai im Offenen Büro des Stadtplanungsamtes der Stadt Nürnberg als Schaufensterausstellung präsentiert. Jetzt erscheint zudem eine knapp 140-seitige Broschüre, die alle 33 Projektarbeiten der Studierenden auflistet und über den Studiengang Architektur erhältlich ist.

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