28.11.2023

Wann wird Raum öffentlich?

Von Xiaotan Li und Ulrike Krämer

Der Nelson-Mandela-Platz, der Kopernikusplatz, der Handwerkerhof: An diesen und weiteren Orten verbrachten Architekturstudierende zuletzt viel Zeit. Anlass dafür war ein Masterseminar, in dem sie sich mit dem Thema öffentlicher Raum in Nürnberg beschäftigten.

Im Rahmen des Seminars „Platz da!“ untersuchten sie über einen Zeitraum von drei Monaten 14 Orte in Nürnberg. Zu Beginn setzten sie sich mit der Beschaffenheit des Stadtraums auseinander und lasen stadtplanerische und stadtsoziologische Literatur. Nach und nach entdeckten sie eigene interessante Orte. Immer wieder kehrten sie dorthin zurück, zeichneten, fotografierten, sprachen mit Fußgänger*innen, führten Interviews, durchforsteten Archive und recherchierten im Internet. Die Studierenden gewannen dabei die Erfahrung, wie wichtig es ist, bei Diskussionen über Qualitäten oder Defizite des öffentlichen Raums eine Verständigung zwischen verschiedenen Perspektiven herzustellen, um niemanden auszuschließen. Die Erkenntnisse aus ihren Beobachtungen, Entdeckungen und Reflexionen zum öffentlichen Raum fassten sie in eigenen Texten zusammen, die im Sommer in der Zeitschrift „Straßenkreuzer“ veröffentlicht wurden.

Auch Studierende der Fakultät Sozialwissenschaften setzten sich mit dem Stadtraum auseinander. Im Rahmen der Lehrveranstaltung „StadtRaumGesellschaft“ führten sie in Zusammenarbeit mit der Fakultät Architektur eine interdisziplinäre Untersuchung von fünf Plätzen in der Südstadt durch. Gemeinsam widmeten sie sich der Frage, wie inklusiv oder exklusiv öffentliche Räume in der Nürnberger Südstadt für Nutzer*innen sind.
Dabei analysierten sie Plätze anhand von Zeichnungen und Fotos, um grundlegende Erkenntnisse über verschiedene Typen öffentlicher Räume zu gewinnen. Sie untersuchten die Lebens- und Aufenthaltsqualität in den jeweiligen Quartieren für alle sozialen Gruppen vor Ort – welche Gruppen den Raum nutzen und warum einige von Ihnen nicht sichtbar sind. Parallel dazu wurden Beobachtungen des Alltagslebens vor Ort sowie Ergebnisse der ethnografischen Feldforschung beider Fakultäten erfasst und zusammengetragen. Diese Übung vertiefte das Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen gestaltetem und genutztem öffentlichem Raum. Die Studierenden entwickelten dabei neue Perspektiven und teilweise Lösungsansätze, um das erkannte Potenzial der Plätze optimal auszuschöpfen.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Fakultäten Architektur und Sozialwissenschaften ermöglichte es den Studierenden, verschiedene Perspektiven zu verstehen und in die Stadtentwicklung einzubringen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit beleuchten nicht nur die Qualitäten und Potenziale der untersuchten Stadträume, sondern auch Konflikte und Herausforderungen. Zusätzlich präsentieren sie Ansätze und Vorschläge zur Weiterentwicklung der Plätze hin zu inklusiven „öffentlichen Wohnzimmern“ für alle Bürger*innen.

Projektleiterinnen:
Xiaotan Li
Fakultät Architektur
Ulrike Krämer
Fakultät Sozialwissenschaften

Dozent*innenteam
Susanne Götz, Franziska Kopf, Marc Kücking, Friedrich Meyer, Mauritius Scheutz

 

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