22.05.2023

Studie zu Housing First

Ein Zuhause für wohnungslose Menschen: In einem zweijährigen Forschungsprojekt untersucht ein Forschungsteam der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (Ohm) die Bedarfe wohnungsloser Menschen und orientiert sich dabei am erfolgreichen Housing-First-Ansatz.

Menschen, die kein eigenes Zuhause haben, stecken in einem Teufelskreis. Häufig fällt es enorm schwer, sie wieder in den Wohnungsmarkt zu integrieren, ihnen gesellschaftliche Teilhabe und leistbaren Wohnraum zu ermöglichen. 

Ein Lösungsansatz ist Housing First: Diese Form der Wohnungslosenhilfe setzt unmittelbar am dringendsten Bedarf von wohnungslosen Menschen an – an der Bereitstellung einer eigenen Wohnung. Damit steht er mit anderen Praktiken der Wohnungslosenhilfe in Kontrast, die sich auf die Unterbringung von Betroffenen in Notschlafstellen, Wohnheimen oder Pensionen konzentrieren. Housing First ist in vielen Städten und Ländern bereits erfolgreich erprobt, doch die sozialwissenschaftliche Forschung in Deutschland steht noch ganz am Anfang. Das möchte Prof. Dr. Frank Sowa von der Fakultät Sozialwissenschaften der Ohm ändern.

Wie kann Wohnraum für die stigmatisierte Gruppe wohnungsloser Menschen akquiriert und an sie vermittelt werden? Wie sehen die Lebenssituationen der Menschen aus und welche Bedarfe haben sie? Und wie verändert sich die sozialarbeiterische Unterstützung im Kontext von Housing First? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen Sowa und sein Forschungsteam in dem auf zwei Jahre avisierten Forschungsprojekt „Wohnraumakquise und Housing First in Nordbayern“ auf den Grund. In geteilter Projektleitung mit der Soziologin Dr. Anna Xymena Tissot und gemeinsam mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Nora Seller untersucht er in verschiedenen Arbeitspaketen die Perspektiven der neuen Mieter*innen, der Sozialen Arbeit, der Initiator*innen sowie der Vermieter*innen.

„Nur, wenn wir diese unterschiedlichen Perspektiven analysieren, können wir die umfassenden Prozesse und Mechanismen mit den verschiedenen, aber gleichsam relevanten Akteur*innen ganzheitlich in den Blick nehmen“, sagt Sowa. Tissot ergänzt: „Besonders raffiniert ist das Forschungsdesign auch deshalb, weil wir die neuen Mieter*innen zu zwei Zeitpunkten befragen wollen: einmal wenige Wochen nach Einzug in die Wohnung und dann noch mal ein Jahr später.“

Somit kann das Team Veränderungen anhand des zeitlichen Verlaufs untersuchen. Das Ziel des Projekts besteht darin, ein tiefgehendes Verständnis über die relevanten Prozesse und Akteur*innen bei der Umsetzung verschiedener Housing-First-Modellprojekte in Nordbayern zu erlangen. Auf dieser Grundlage möchten die Forschenden Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis entwickeln.

Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und der mittelfränkischen Regierung gefördert und läuft seit November 2022.

 

 

Weiterführende Informationen:


Bildinformation „23-05-22_Ohm_Housing First“: Im Projekt Housing First der Ohm untersucht ein Forschungsteam die Bedarfe wohungsloser Menschen. (Grafik: Lukas Rosenthal / Denis Nesklada)

Link zum Projekt: https://www.th-nuernberg.de/fakultaeten/sw/forschung/laufende-forschungsprojekte/housing-first/


Kontakt:
Matthias Wiedmann, Pressesprecher
T +49 911 5880-4101
presse@th-nuernberg.de
www.th-nuernberg.de

 

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