Ort der jüdischen Geschichte in Nürnberg 

2021 steht Deutschland in besonderem Fokus, denn im Jahr 2021 werden Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren auf dem Territorium des heutigen Deutschlands leben. 

Am 11. Dezember 321 erlässt der römische Kaiser Constantin ein Edikt, das festlegt, dass Juden städtische Ämter in der Kurie, der Stadtverwaltung Kölns, bekleiden dürfen und sollen. Diese Urkunde belegt eindeutig, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike wichtiger, integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind. Eine frühmittelalterliche Handschrift dieses Dokuments befindet sich heute im Vatikan und ist Zeugnis der mehr als 1700 Jahre alten jüdischen Geschichte in Deutschland und Europa. (www.2021jlid.de) 

Über viele Jahrhunderte bis in die Weimarer Republik hinein entwickelt sich in Nürnberg eine große jüdische Gemeinde, die prägenden Einfluss auf die Entwicklung der Stadt hat. Die Nationalsozialisten zerstörten dieses vielfältige jüdische Leben weitgehend. Spuren der jüdischen Geschichte Nürnbergs sind heute nur noch rudimentär vorhanden und kaum aufzufinden. Darüber hinaus fehlt in der Altstadt ein öffentlich zugänglicher Ort, an dem das Lebensumfeld der jüdischen Mitbürger*innen und ihre Bedeutung für die Stadt aufgezeigt wird. Auch fehlt ein Ort, der die Zerstörung dieser Kultur in Nürnberg thematisiert und an dem die Erinnerung an das Leben und Wirken der jüdischen Mitbürger*innen weiterlebt. 

Im vergangenen Semester hat sich die Fakultät Architektur mit diesem Thema bei der Aufgabenstellung für die Bachelorthesis beschäftigt:

Im Entwurfsseminar wurde ein Gebäude entwickelt, das dieses Thema – die Topographie des jüdischen Lebens in Nürnberg – aufgegriffen und präsentiert hat. 

Die Aufgabensteller waren Prof. Michael Stößlein, Prof. Florian Fischer und Xiaotian Li.

Es sollte kein religiöser Ort als Gemeindezentrum oder Synagoge und auch kein reiner Gedenkort entstehen, sondern ein Lernort, ein Ort der Erinnerung, der Information, der Dokumentation, des Austausches, der Begegnung und der Diskussion. 

Das Raumprogramm wurde im Entwurfsstudio von den teilnehmenden Studierenden aufgrund der vorangehenden Recherche selbst entwickelt. Grundsätzlich war ein Eingangsbereich mit Café-Bereich, eine Fläche für eine dauerhafte Ausstellung und Information, ein flexibler Bereich für Sonderausstellungen, ein Seminarbereich für Gruppeninformation und die erforderlichen Neben- und Technikflächen gefordert. 

Ein geeignetes Grundstück wurde auf Basis der Recherche von den Studierenden ausgewählt. Vorab standen drei Grundstücke bzw. Areale zur Wahl: die Baufläche der im 2. Weltkrieg zerstörten Moritzkapelle auf dem Sebalder Platz; eine Fläche nördlich des Stadtmuseums Tucherschloss in der Hirschelgasse und die Fläche südlich des Leo-Katzenberger-Weges in Nachbarschaft zum „hohen Steg“ in der früheren „Sebalder Steppe“ östlich der Frauenkirche; 

Das Ergebnis der Arbeiten wird in einer gerade entstehenden Druckpublikation publiziert.

Eine Auswahl der Arbeiten wird ab dem 12. April 2021. bis 5. Mai 2021 im Offenen Büro des Stadtplanungsamtes der Stadt Nürnberg in der Lorenzer Straße als Schaufensterausstellung zu sehen sein.

TV-Beitrag über unsere Bachelor Thesisarbeit aus dem SoSe 2020 "Topographie Jüdisches Nürnberg" 

Das Frankenfernsehen berichtete in einem Film-Beitrag über die Ergebnisse der Bachelor-Thesis aus dem letzten Semester. Der Bericht ist in der Mediathek des Frankenfernsehens abrufbar.