Sozial-ökologische Nachhaltigkeit und Transformation im Organisationskontext

Die vergangenen Jahre sahen einen globalen Anstieg von Naturkatastrophen durch großflächige Wald- und Buschbrände, Überflutungen, Dürren oder die Zerstörung des Lebensraumes für viele Menschen und andere Lebewesen. Des Weiteren wächst die weltweite Ungleichheit zwischen wohlhabenden Ländern des globalen Nordens und den verarmten Ländern des globalen Südens. Der Klimawandel und das Artensterben, sowie Konflikte um knappe Ressourcen lösen global zunehmende Migrationsströme aus und das politische Klima verschärft sich durch ideologische und interessensvertretene Grabenkämpfe. Diese und weitere ökologische und soziale Gegebenheiten sind Symptome, welche im Zeitalter des Anthropozäns als menschengemacht bezeichnet werden können und im engen Zusammenhang mit sozioökonomischen Systemen und Lebensmodellen stehen.

Diese Entwicklung erfordert einen hohen sozial-ökologischen Transformationsdruck, welcher eine systemische Sichtweise erfordert und sich unter anderem auf makroökonomischer und politischer, aber auch auf soziokultureller und individueller Ebene wiederspiegelt. Aus sozialphilosophischer Sicht beinhaltet diese ganzheitliche Transformation sowohl tiefsitzende gesellschaftliche Strukturen, als auch die soziale und individuelle Handlungsmacht von gesellschaftlichen Akteuren. Sie bedarf die Hinterfragung von gewohnten und als selbstverständlich angenommenen ökonomischen, ökologischen, sozialgesellschaftlichen und kulturellen Systemen und Handlungsweisen. Nur durch diese kritische Analyse und Evaluation können sich ganzheitliche Transformationspfade in Richtung sozial-ökologisch nachhaltiger Lebensformen entwickeln und verbreiten.


Dieser Forschungsbereich des NCT-NIT beschäftigt sich daher in konkreter Weise mit sozial-ökologischer Nachhaltigkeit, und in spezieller Weise mit der Transformation im Gesellschafts- und Organisationskontext. Der Organisationskontext wird in diesem Zusammenhang als übergreifender Begriff der Organisationsforschung verstanden, welcher alle möglichen Formen menschlicher Interaktion und Kooperation für einen beabsichtigten Zweck einschließt. Innerhalb der Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung liegen daher nicht nur Unternehmen und Firmen im Fokus, sondern auch alternativ-ökonomische Organisationsformen wie Kooperativen, Kollektive, Graßwurzelbewegungen oder weitere Organisationsformen mit sozial-ökologischer Ausrichtung und Zielsetzung. Der Veränderungsdruck in Richtung einer nachhaltigen Transformation erfordert eine ganzheitliche Sichtweise über die Art und Weise menschlicher Organisationsformen, welche eine multidisziplinäre wissenschaftliche Auseinandersetzung erfordert.


Derzeit beschäftigt sich dieser Arbeitsschwerpunkt des NCT-NIT in besonderer Weise mit den Fragen des Wachstums im Hinblick auf gesellschaftliche Systeme, sowie den organisationalen Implikationen und Veränderungsansätzen im Besonderen. Das Wachstumsimperativ ökonomischer Systeme und politischer Lenkungsformen, bietet spätestens seit den 1970er Jahren einen weitreichenden Forschungsbereich welcher sich mit den sozial-ökologischen Folgen intensiv auseinandersetzt. In den vergangenen Jahren hat sich mit der Postwachstumsbewegung, sowie durch die international breit vertretene Degrowth Bewegung, eine inhaltlich fundierte wissenschaftliche Forschungsrichtung entwickelt, welche sich nicht nur kritisch mit den Folgen des Wachstums auseinandersetzt, sondern konkret nach alternativen Modellen forscht. Daher hat sich dieser Teilbereich des NCT-NIT vor allen Dingen der Forschung alternativer Organisations- und Arbeitsformen angenommen, welcher die sozialen Prozesse und Strukturen wachstumskritischer und wachstumsunabhängiger Organisationsmodelle wissenschaftlich untersucht.