Ausgangslage

Die Region Kronach ist ein Wirtschaftsraum mit langer Tradition als Industrie- und Produktionsstandort. Neben Holz- und Forstwirtschaft ist die Region geprägt von einer hohen Industriedichte von kleinen und mittelständischen Unternehmen, die sich bislang erfolgreich am Weltmarkt behaupten (Automobilzulieferer, Glas- und Porzellanindustrie, Kommunikationselektronik, Maschinenbau, Medizintechnik). Strukturwandel, Digitalisierung, teilweiser Fachkräftemangel und Abwanderung vornehmlich junger Menschen in die Ballungszentren stellen die Unternehmen allerdings unter hohen Konkurrenzdruck und damit die Region vor große Herausforderungen. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten der Region arbeitet in kleinen/mittleren Betrieben. Zusätzlich hat der technologische und ökologische Wandel in vielen Industrien Einzug gehalten und stellt etablierte Unternehmen vor die Herausforderung, ihr Produktportfolio und Geschäftsmodell radikal zu überdenken. Diesem Wandel soll durch die Etablierung ein KI-Hub für den Mittelstand begegnet werden. Den Grundstein für die Etablierung neuer Innovationen im Kreis Kronach legte das 2012 gegründete Innovations-Zentrum Region Kronach (IZ-K). Dieses Streben nach Erneuerung und Innovation in Kronach mündete im Bestreben Kronach zum Hochschulstandort auszubauen. Diese Entwicklung führte schlussendlich zur Entstehung des Lucas-Cranach-Campus (LCC), welcher im Sommersemester 2021 mit den ersten Studiengängen starten wird. Der LCC entsteht als ein einmaliges Lehrangebot bei dem sich unterschiedliche Hochschulen beteiligen.

Die Technische Hochschule Nürnberg Georg-Simon-Ohm plant die Etablierung und Koordination eines KI-Hubs in Kronach, welcher an das in Entwicklung befindliche KI-Institut der TH Nürnberg angegliedert wird. Es unterstützt den LCC mit Aus-, Weiterbildungsangebote in Themen der Digitalisierung, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz und stellt Beratungsangebote für den industriellen Einsatz von Methoden des Maschinellen Lernens bereit. Ein solcher KI-Hub in Kronach unterstützt die schon hohe Innovationsbereitschaft von oberfränkischen Unternehmen und hilft das Thema KI in regionalen Betrieben greifbar werden zu lassen.

Handlungsfelder

Das Konzept des KI-Hubs besteht aus 3 Handlungsfeldern:

Im ersten Handlungsfeld steht die Sensibilisierung für die Arbeit des KI-Hubs in der Region im Vordergrund. Dabei soll insbesondere eine Sensibilisierung für die Bedeutung von Daten für KI- Algorithmen geschaffen werden. Daten sind elementar zum Trainieren der benötigten Algorithmen. Durch ein effektives Informationsmanagement werden die ansässigen Unternehmen über neue digitale Technologien und neue digitale Anwendungen als Basis für eine ganzheitliche digitale Transformation informiert werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt darauf den Unternehmen aufzuzeigen, dass das Institut sie bei der Umsetzung und Anwendung dieser Technologien unterstützt.

Im zweiten Handlungsfeld wird der Nutzen von KI in den Firmen zugänglich gemacht. Die entstehenden Herausforderungen durch die Industrie 4.0 in den Bereichen Automatisierung, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz sind für alle Branchen und insbesondere für KMUs allgegenwärtig. Jedoch ist der Nutzen von KI für viele Firmen auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Auch fehlt das nötige Know-how und sowie die Hardwareausstattung um Ideen in Prototypen umzusetzen.

Zur Unterstützung bei diesen Herausforderungen benötigen die Unternehmen externe Expertise. Diese entsteht durch das KI-Hub in Kronach für und mit den Unternehmen vor Ort. Hierbei stehen ein gezielter Wissenstransfer und die Umsetzung von angewandten KI-Projekten in den Unternehmen im Vordergrund. Diese Projekte werden durch die exemplarische Erstellung von Prototypen unter Einbezug der beantragten wissenschaftlichen Mitarbeiter realisiert. In Form von Abschlussarbeiten fördert dies auch angewandte Lehrkonzepte. Die Projekte werden innerhalb des Hochschul-Firmen-Netzwerkes in Netzwerktreffen präsentiert, um einerseits eine weitere Sensibilisierung zu erreichen, als auch durch angewandte Beispiele eine Qualifizierung der Mitarbeiter zu erreichen, welche dadurch eine Adaption der vorgestellten Ideen an andere Probleme ermöglicht. Die Netzwerktreffen sind halbjährlich geplant. Erfolgreiche Projekte können zusätzlich direkt in die Vorlesungen an der Technischen Hochschule Nürnberg zu Maschinellem Lernen als Anschauungsbeispiele integriert werden. Durch diese Verbindung von erfolgreichen Lehrangeboten in Kooperation mit Projekten in Firmen findet ein gezielter Wissenstransfer in beide Richtungen statt.

Das dritte Handlungsfeld fördert die gezielte Weiterbildung und wird aktiv von der OHM Professional School der TH Nürnberg unterstützt. Diese bietet berufsbegleitende Studiengänge sowie Weiterbildungsmaßnahmen in Form von Zertifikatslehrgänge an, welche vor Ort in Kronach etabliert werden sollen. Die Weiterbildungsangebote richten sich an den Bedarf der Firmen vor Ort und sind den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz verortet. Künftig werden die angebotenen Kurse sukzessive, abgestimmt innerhalb des Firmen-Netzwerkes, erweitert. Eine Verstetigung wird angestrebt. Synergien werden dabei genutzt: als Schulungsräume werden Räume am Lucas-Cranach-Campus in Kronach angemietet. Als Multiplikatoren sollen darüber hinaus Unternehmensangehörige in „Train the Trainer“ Seminaren in der Vermittlung von Industrie 4.0- Kenntnissen fortgebildet werden. Durch diese Maßnahme werden Coaches in den Unternehmen etabliert. Durch die Ausbildung von Trainern wird dafür gesorgt, dass auch erarbeitete Projektideen aus Handlungsfeld 2 im Unternehmen umgesetzt werden.